
Wieder beginn ein neues Jahr. Wieder begann ich zu hoffen, in diesem Jahr wieder Erfolge zu verbuchen. Meine erste Hoffnung war Dr. Kass. Ich verfasste eine E-Mail mit meinen Problemen und schickte sie Dr. Kass. Prompt bekam ich von Dr. Kass persönlich eine Antwort. Er teilte mir mit, dass ich gerne zu ihm in die Praxis kommen könne, aber, ich sollte bedenken, dass auch er nur mit Wasser kochen würde. Ratz-Fatz, ich hatte einen Termin. Doch zuvor machten Dany und ich eine Probefahrt nach Düsseldorf, damit der Termin auch reibungslos funktioniert.
Der Tag,der Wahrheit war gekommen, jetzt stand ich vor vollendeten Tatsachen. Ich war gespannt, was aus diesem Termin werden würde. Wir haben nicht allzu lang warten müssen, da wurden wir in sein Sprechzimmer gebeten. Nachdem ich meine Lage nochmals geschildert hatte, wurde ich zum Röntgen geschickt. Kurzerhand wurden Röntgenaufnahmen meiner LWS/Becken und HWS gemacht. Ohne Pause ging es zurück in sein Sprechzimmer. Dany hatte den Termin wegen ihres Schulterproblems auch wahrgenommen. Bevor sich Dr. Kass meinen Röntgenaufnahmen widmete, hat er Dany mit ihrem Problem rangenommen. Ich hörte nur, wie er zur Dany sagte, hier und hier müsste es jetzt wehtun, wenn ich dort darauf drücke. Ich hörte nur noch ein au, ah, da tut es weh. Kurz darauf hörte ich, wie es Knack – Knack ging. Und, sagte Dr. Kass, spüren sie noch was? Nein, sagte Dany, außer, es wird warm an der Schulter.
Jetzt kam ich an die Reihe. Mit dem Kommentar, die Aufnahmen sehen gar nicht schlecht aus, wandte sich Dr. Kass meiner Persönlichkeit zu. Können sie sich auf die Liege legen? Mit Hilfe von Dany lag ich schnell auf der Liege. Dr. Kass rückte mich in die richtige Position und begann mit der Behandlung. Als ich auf der linken Seite lag, sagte Dr. Kass, so, Luft ausatmen und dann ging es Knack, Knack und der Spuk war vorbei. Über meinem Kopf schwebte ein Fragezeichen. Plötzlich saß ich auf der Kante der Liege. Dr. Kass nahm meinen Kopf und sagte: Bitte den Kopf ganz locker halten und plötzlich ging es wieder Knack - Knack und die Show war vorbei.
So, sagte Dr. Kass zu mir, dann gehen sie mal zu meinem Schreibtisch. Alle Augen, die von Dr. Kass, die von Dany und die vom Personal, die im Türrahmen standen, waren auf einmal riesengroß. Ich machte auf dem Weg zu seinem Schreibtisch mit meinem rechten Bein einen richtigen Schritt. Das war der Hammer. Zum Schluss meinte Dr. Kass, sagen sie ihrem Physiotherapeuten, es müsste ausreichend Gymnastik gemacht werden, damit ihr Körper nicht versteift und ich sollte mir doch in unsere Nähe einen gescheiten Orthopäden/Chiropraktiker suchen, da der Weg nach Düsseldorf doch zu weit wäre.
Als ich am Abend im Bett lag, waren meine Beine regelrecht entspannt und sie klebten nicht mehr wie Wäscheklammern zusammen und mein rechter Arm lag relaxt und entspannt neben mir, es war verblüffend. Das Jahr fing gut an und meine Überzeugung war, es ist noch sehr viel möglich.

Jasmin war wieder zur Ergo da. Kurz bevor wir fertig waren, kam Dany hinzu. Normalerweise flachst sie mit uns rum, doch sie machte einen finsteren, traurigen Eindruck. Jasmin verabschiedete sich und ich machte mich auf den Weg in Wohnzimmer. Kaum saß ich am Schreibtisch, legte mir Dany einen Brief hin. Ich nahm ihn, schaute darauf und es verschlug mir die Stimme. Plötzlich schossen mir die Tränen in die Augen... Ferdl Schönauer war gestorben. Ich ballte meine Faust und schlug auf den Schreibtisch und sagte, dass darf doch nicht wahr sein. Diese Nachricht hatte mich sehr getroffen.

Die Hiobsbotschaften sollten nicht abreißen. Dany und ich wollten zu Bett gehen. Währenddessen brachte Philipp seinen Freund Christian nach Hause. Ich war noch auf der Toilette, als das Telefon klingelte. Kurz darauf hörte ich, wie Dany rief: Nein, Nein, das darf nicht wahr sein! Ich wollte wissen, was passiert war. Philipp hat einen schweren Autounfall, aber es ist niemanden etwas passiert. Es war wieder soweit, Bühne frei für die Spastik. Ich war wütend, erbost, sah wieder derartige Kosten auf uns zukommen und war auf der anderen Seite doch erleichtert und erfreut, dass niemanden etwas passiert ist. Ich fühlte mich, als hätte ich eine Frage gestellt und zugleich 1000 Antworten auf einmal bekommen.

Die Nacht war vorbei. Wir saßen beim Frühstückstisch und ließen uns von Philipp den ganzen Unfallhergang schildern. Ich saß wieder da und ließ mich voll quatschen wie ein Tonband. Was habe ich solche Momente gehasst, ich saß wieder wie festgetackert da. Machen konnte ich wie immer nichts, außer, die Dinge in Ruhe zu verarbeiten, was ich in diesem Moment aufgenommen habe. Nachdem sich die Lage etwas beruhigt hatte, wollte Philipp mit Christian aus seinem Unfallwagen seine Sachen rausholen. Ich bat ihn, ein paar Fotos zu machen, damit ich mir auch ein Bild davon machen kann. Währenddessen habe ich einen Finanzplan für Philipp ausgearbeitet. Es kommen nicht nur Kosten auf Philipp zu, er hat seinen Führerschein auf Probe und das ist besonders ärgerlich. Als er wieder zurück war und mir die Fotos gezeigt hatte, war mir klar, er hatte einen besonderen Schutzengel.

Am nächsten Tag musste Dany zu Dr. Stiefken eine neue Verordnung für Ergo und Rezepte für Medikament holen. Als sie wieder zurück war sagte sie, Dr. Stiefken möchte dich von Plavix auf ASS umstellen. Es schrillten bei mir die Alarmglocken.
Dr. Stiefken hatte sich für einen Hausbesuch angekündigt, obwohl er bei mir keine Hausbesuche machen würde. Es ging lediglich um mich von der Umstellung von Plavix auf ASS zu überzeugen. Er schleppte jede Menge Informationsmaterial an, die ich mir mal durchlesen sollte. Er hämmerte immer wieder auf mich ein, ASS wäre genau dasselbe wie Plavix. Er versuchte mich regelrecht umzustimmen.
Als Dr. Stiefken wieder fort war, habe ich eine E-Mail an Dr. Loevenich geschrieben und habe meine Bedenken geäußert. Prompt erhielt ich am kommenden Montag von Dr. Loevenich eine Antwort. Er teilte mir mit, dass die Plavix auf Grund der Durchblutungsstörungen im Hirnstamm angeordnet worden ist, und dass er dringend zur weiteren Therapie mit der Plavix raten würde. Langsam wurde es Zeit, in unserem Flur einen neuen Belag zu verlegen. Der Teppichboden hatte seine Zeit hinter sich und diente nur noch als "Stolperfalle." Wir beschlossen, den Flur mit Laminat zu verlegen.
Auf in den Baumarkt!
Bevor wir in den Baumarkt fuhren, sollte vorher eine Blutentnahme stattfinden. Während Dr. Grundhever mit dem Abzapfen beschäftigt war, wollte er wissen, wie es mir geht. Kurz und knapp sagte ich: Mir ging es nach meinem zweiten Schlaganfall wesentlich besser, als heute. Dr. Grundhever konterte und antwortete: Nicht nach hinten denken, nur nach vorne denken, es lässt sich nicht mehr nachholen, was man konnte. Die Zeit ist für eine Blutabnahme immer knapp und sie lässt keine weiteren Gespräche zu. Ich glaube, Dr. Grundhever hatte mich nicht verstanden, er ließ es einfach so im Raum stehen. Was mich stutzig gemacht hatte, er hat noch nicht einmal danach gefragt, wie ich darauf komme.
Nach dem Baumarkt machten wir noch einen Abstecher bei meinen Eltern. Mein Vater kam gerade vom Hautarzt. Wir wussten, dass ihn seit Wochen starke Juckreize am Körper plagten. Meine Mutter forderte ihn auf, uns seinen Rücken zu zeigen. Als er uns seinen Rücken zeigt, traf uns der Blitz. Er war vom Nacken bis zum Po übersäht mit Hautausschlag, schlimmer als wie bei einem Leprakranken. Furchtbar, furchtbar, furchtbar!!! Das hatte mich sehr belastet! Was ist da passiert?

Es war soweit, der Flur konnte in Angriff genommen werden. Das Laminat sollte meine Geheigenschaften verbessern. Dany hatte sich mit Farbe und Rolle bewaffnet und die Wände gestrichen. Den krönenden Abschluss lieferte Dany, als sie noch die Türrahmen lackierte, wie ein Profi.
Währenddessen hatte ich ausgetüftelt, wie man in den engen und verwinkelten Ecken in unserem Flur, den Laminat verlegen konnte. Ich habe mir die Maße geben lassen und eine Schablone erstellt. Es brauchten nur ein paar Laminatstücke zusammengelegt, Schablone drauf, die Umrisse auf den Laminat übertragen und aussägen. Anschließend könnte man das fertig geschnittene Laminat in diesen Bereich legen. Diese Methode ist sehr sicher, da ich das in meiner gesunden Zeit immer praktiziert habe.
Ein Bekannter von uns hatte sich angeboten, uns das Laminat zu verlegen. Meine Schablone schien ihm zu umständlich und legte das Laminat nach seiner Art. Als der Bekannte fort war, hat mich Dany in den Rollstuhl gesetzt, damit ich die ganze Sache begutachten sollte. Mich traf der Blitz. Ich habe schon viele Quadratmeter Laminat verlegt, - ich war erschüttert, wie unsauber dieses Laminat im Türbereich geschnitten war.
Am anderen Morgen kam Nadine hinzu und der Familienrat tagte. So etwas können wir nicht lassen, waren alle der Meinung. Ich fing an zu weinen und brüllte, verdammte Scheiße, ich habe vorher alles berechnet und angegeben, wie man vorgehen soll. Und jetzt diese Scheiße!!! Kurzer Hand habe ich den Vorschlag gemacht, den Boden wieder rauszureißen, noch etwas Laminat zuzukaufen und den Boden neu zu verlegen.
Hinweis: Die Bewegungseinschränkung ist schon belasten, doch solche Sachen belasten noch mehr, weil ich keine Möglichkeit habe, zu helfen. Es macht mich sehr traurig.
Philipp und Dany haben den Schaden sehr gut behoben und der Ärger war schnell vergessen.
Herr Sbai hatte Urlaub und eine Vertretung kam. Als sie ihren ersten Termin bei mir war nahm, dachte ich, mein Gott, was will dieses schmale Hemd mit mir machen. Jasmin ging richtig zur Sache, sie erklärte jeden Handgriff und welchen Zweck er erfüllt. Das war richtig gut, endlich ist jemand da, der sagt, wieso und weshalb. Während der Therapie meinte sie, die Fußgelenke müssen auch bewegt werden, da sie sonst versteifen. Ich war erstaunt, auf was sie alles geachtet hatte. Als die Vertretungszeit vorbei war, habe ich sie gefragt, wenn sie bei Herrn Sbai angestellt würde, ob sie mich als Patient nehmen würde.
Als Herr Sbai wieder zurück aus dem Urlaub war, habe ich ihm von der positiven Art von Jasmin erzählt und das ich sie gerne als Therapeutin hätte, wenn sie bei ihm anfangen würde. Er verneinte kurz und sagte, er würde sie nicht einstellen, da seine anderen Kunden/Patienten nicht zufrieden mit Jasmin waren. Merkwürdig!!! War ich der einzige Patient, der zufrieden war?
Dr. Kass hatte mir geraten, mir einen gescheiten Orthopäden/Chiropraktiker in meiner Nähe zu suchen. Es gestaltete sich schwer, einen geeigneten zu finden. Bei der Suche bin ich auf Dr. Biesenbach, Sportarzt und Chiropraktiker gestoßen. Ich habe ihm in einer Mail meinen Zustand geschildert und das ich demnächst seine Praxis aufsuchen würde.
Zwischenzeitig bekam ich eine Lymphdrainage. Als Steffi kam, war ich auf dem Weg ins Schlafzimmer. Als ich ankam und mich gerade aufs Bett gesetzt habe, sagte sie: Oh, mit dem Gehen ist es auch schwer. Dany sagte darauf: Ja, im Augenblick geht es schwer.
Darauf meinte Steffi: Ich sollte mal zum Psychologen gehen, dann konnte ich wieder besser laufen. Ich war sprachlos, ohne die Hintergründe zu wissen sülzt die so ein Scheiß. Da hatte ich den Kaffee wieder auf.
Ich hatte meinen Termin bei Dr. Biesenbach und ich war gespannt, was er sagt. Wir nahmen in seinem Sprechzimmer Platz. Während des Gespräches habe ich ihn nach meiner Mail gefragt. Er hatte sie bekommen, hatte ihn scheinbar nicht so interessiert. Nach großem hin und her meinte Dr. Biesenbach zu mir, ich müsste mich mehr bewegen. Genau sagte ich, deshalb bin ich ja hier und habe auf eventuelle Blockaden hingewiesen, die Einfluss auf meinen Gang Bild haben könnten. Tja sagte er, dann lassen sie sich einen Termin zur Chiropraktik geben. Mit der Zuversicht, dass mir weitergeholfen wird, fieberte ich diesem Termin entgegen.
Herr Sbai kam wieder und es sollten meine Oberschenkel von der vorderen Seite massiert werden. Die Massage der Oberschenkelrückseite war erfolgreich. Nachdem mein rechter Oberschenkel massiert war, ging es an den linken Oberschenkel. Ich brüllte sofort: Stopp, Stopp! Bitte massieren sie nicht in der Nähe des Pflasters. Dort hatte sich ein Haar entzündet und Dany hatte etwas Wundsalbe mit einem Pflaster darauf gegeben. Ich hatte noch nicht einmal Stopp zu Ende gesagt, da hatte Herr Sbai das Pflaster aufgeklappt und hat nach der entzündeten Stelle geschaut. Man dachte ich, was sollte der Scheiß denn? Eine überflüssige Aktion, wie sich später heraus stellt!
Heute hatte ich bei Dr. Biesenbach meinen Termin für die Chiropraktik. Als wir im Wartezimmer warteten, sagte Dany zu mir: Sag’ mal, ich habe den Eindruck, wenn ich mit dir Übungen, Gymnastik, dehnen etc. mache, dass du danach besser gehst, als wenn Herr Sbai dich therapiert. Tja sagte ich darauf, so ist es, denke nur an die Zeit zurück, in der du mit Jutta zusammen an mir gewerkelt hast.
Ich wollte es mir verkneifen, doch ich habe es gesagt, wenn wir so weiter gearbeitet hätten, ohne die Spielerei mit der Lioresal, dann würde ich heute gehen können, vielleicht sogar ohne jegliche Hilfsmittel. Aber das stimmt schon, die Ergebnisse bei dir sind besser.
Wir beschlossen, die Physiotherapie im Oktober auszusetzen.
Nachdem Dr. Biesenbach fertig war, sagte er zu mir: Schauen sie mal wie es wirkt, ansonsten machen sie einen neuen Termin. Auf dem Weg nach Hause versuchte ich in meinem Körper reinzuhören. Ich spürte ein angenehmes, wohliges Gefühl. Komisch, sollte nach nur einer Behandlung mein Problem gelöst sein?
Ein anderes Problem machte sich breit. Meine Stelle am Oberschenkel hatte sich richtig entzündet. Diese Entzündung strahlte bis in die Adduktoren. Die Haut brannte und es beeinflusste mein Gang Bild, - es war sehr hinderlich. Mittlerweile war mein Vater in die Hautklinik eingewiesen worden. Wir haben beschlossen, montags, mittwochs und freitags meinen Vater zu besuchen. Das hieß wieder, es wird wieder mehr Treppe gegangen.

Wir haben für diesen Monat die Physiotherapie ausgesetzt. Dany hatte mit mir die Übungen gemacht, die Frauke mit mir zurzeit gemacht hat. Dadurch wir dreimal pro Woche meinen Vater im Krankenhaus besuchten, musste ich auch dreimal die Treppe gehen, - und das ging echt gut.
Ende des Monats hatte ich bei Dr. Stienker-Fisse, ein Neurologe in Remscheid einen Termin. Ich wollte dort eine Meinung einholen, weil mir die Problematik mir der Spastik reduzieren tierisch auf den Sack ging. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mit dem Arzt sprechen konnte. Verdammt noch mal dachte ich, warum werde ich immer so schnell nervös. Können Sie auf das Internet zugreifen, wollte ich vom Doktor wissen. Nein, sagte er zischend, das machen wir nicht, wegen der Viren. Oha dachte ich, der ist ja voll genervt. Kurz und zynisch sagte er: Nun, was soll ich für sie tun und nahm mir meinen Zettel aus der Hand, auf dem ich einige Informationen über meine Medikamente etc. geschrieben hatte.
Ich versuchte ihm meine Situation und die Panne mit der Lioresal zu schildern. Da fuhr es wieder energisch dazwischen, sie sind mit der Lioresal unterversorgt, sprang aus seinem Sessel, hob an meinem rechten Arm und sagte: Ergo können sie alleine machen. Hää dachte ich, habe ich was an meinen Gehörknorpeln? Ergo alleine? Wat is dat den für’n Clown? Meine Galle fing an zu kochen an, hat er vielleicht den Schuss nicht gehört. Dann sagte er noch: Was soll das? Plavix, überflüssig, ASS reicht vollkommen aus. Mit dem Satz, sonst noch was stand er auf. Nee, nee sagte ich, war nur ein Informationsgespräch. Mit einem höllischen Dampf auf meinem Kessel bin ich wieder nach Hause. Man, was war das für eine Flachpfeife! Da hätte ich auch mit einer Parkuhr quatschen können; wäre vielleicht mehr rausgekommen.
Dany hatte Fotos von der entzündeten Stelle am Oberschenkel gemacht. Es sah richtig SCHEISSE aus und es tat verdammt weh. Dany hatte die Stelle immer gut verbunden, aber trotzdem, es war sehr störend und lästig. Auf der Wunde, die etwas größer war, wie ein zwei Eurostück, hat sich Schicht gebildet. Es sah aus, wie eine Schicht Kautschuk! Diese Fotos habe ich Dr. Grundhever in einer E-Mail geschickt.
In einer Antwort meinte Dr. Grundhever, diese Schicht sollte man abhobeln. Oha, meine Fantasie drehte durch. ABHOBELN? Vorsichtig habe ich Dany gefragt, was damit gemeint war. Ich hatte Horrorvorstellungen. Dany meinte auf meine Frage, diese Eiterschicht muss runter, damit die Wunde heilen kann. Im gleichen Atemzug sagte sie: Ich hole eine Pinzette und ziehe dir diese Schicht ab. Da braucht ich nicht lange überlegen und habe sie gebeten, mir eine Pinzette zugeben und den Raum zu verlassen, damit ich den Eingriff selbst vollziehen könne. Mit der Pinzette näherte ich mich, wie mit der bloßen Hand zu einer heißen Herdplatte. Man staune, ich hatte höllischen Respekt vor mir selber. Was ist, wenn ich diese Schicht nicht abbekomme?
Vorsichtig versuchte ich eine Ecke der Schicht zu packen. Oh verdammt, was zwickte das. Man dachte ich, was bist du bekloppt; das wäre reif für "Upps die Pannenshow." Langsam löste sich die Schicht und ich sah nicht nur ein Ende, sondern auch in meinem Inneren eine erhebliche Erleichterung. Endlich, die Operation war geglückt. Dany meinte, ich solle einen Augenblick so sitzen bleiben, damit was Luft an die Wunde kommt.
Anschließend hat sie diese Wunde fachgerecht verbunden und ich spürte eine große Erleichterung.
Nach dem Aufenthalt meines Vaters in der Hautklinik, plagten ihn starke Schmerzen im LWS Bereich. Dany entdeckte Entwässerungstabletten, die er vom Hausarzt dreimal täglich nehmen sollte. Das waren richtige Kracher. Dany wollte am anderen Tag den Hausarzt konsultieren und bei dem Hausbesuch vor Ort sein.
Der Hausarzt kam und hat meinen Vater sofort ins Sana Klinikum Remscheid eingewiesen. Es öffnete sich eine neue Baustelle und es begann eine hektische Zeit. Das war noch nicht genug, meine Mutter wurde eine Woche später mit Herzrhythmusstörungen auch ins Sana Klinikum eingeliefert, nun brannte der Baum. Diese neue Situation schmiss alles über den Haufen. Jetzt hatte Dany mit mir die Arbeit und meine Eltern kamen noch hinzu. In mir stieg die Wut hoch, weil ich nicht helfen konnte.

Heute bin ich mit Dany ins Sana Klinikum gefahren und habe meine Eltern besucht. Auf dem Hinweg tauchte der Gedanke auf, – genau vor 7 Jahren bin ich mit einem Schlaganfall hier eingeliefert worden. Ich habe es versucht zu unterdrücken, doch als ich das Klinikum betrat, wurde es mir richtig komisch. Schnell kam ich auf den Boden der Tatsachen zurück, jetzt geht es um meine Eltern. Als ich ins Zimmer meines Vaters kam, traf mich der Blitz. Mein Gott, wie sah Vater aus, klein, schrumpelig und zusammen gefallen.
Ich habe ihn nicht wieder erkannt. Als wir uns in die Augen sahen, fingen wir beide bitterlich an zu weinen. Was habe ich mich in diesem Moment gehasst. Mir war klar, die Situation hatte sich gedreht, mein Vater war schwer erkrankt.
Bei meiner Mutter mussten wir auch vorbei. Ich hatte schon was im Urin, als beide Elternteile im Krankenhaus eingeliefert wurden. Vor einiger Zeit hatte ich eine Vorsorgevollmacht aus dem Internet runtergeladen. Ich habe direkt zwei Formulare ausgeruckt, dass jeder Elternteil diese Vorsorgevollmacht ausstellen sollte. Diese Vollmacht beinhaltete, dass sich Dany um alle Geschäfte kümmern durfte und auch ärztliche Auskunft anfordern konnte. Mutter und auch Vater waren sofort damit einverstanden, sie haben damit der Dany ein großes Vertrauen ausgesprochen. Jetzt waren wir gespannt, was aus dieser Geschichte werden wird.
Die Ereignisse überschlugen sich. Mein Vater sollte wieder nach Hause. Aber wie, meine Mutter lag ja noch im Krankenhaus und wurde behandelt. Dany war auf 180. Die Anspannung wurde immer größer. Was tun? Ich war keine, Quatsch, ich war gar keine Hilfe. Das hat in mir gefressen, wie Salzsäure. Dany musste sich um alles kümmern und hatte mich auch am Arsch. Die Zeit war knapp und die Hektik wurde immer größer. Mit Dany habe ich in Ruhe, bei einer Tasse Kaffee nach einer Lösung gesucht. Wir haben für Vater, im Haus Clarenbach, ein Alten- und Pflegeheim in Remscheid Lüttringhausen einen Kurzzeitpflegeplatz gefunden, bis meine Mutter entlassen würde. Aber, meine Mutter war nach diesem Krankenhausaufenthalt zu schwach. Wir hatten Glück im Unglück, meine Mutter konnte bei meinem Vater bleiben und wurde auf sein Zimmer gelegt. Wir bekamen Luft zum Durchatmen.
Während wir eine kleine Verschnaufpause hatten, kam das Thema Physiotherapie auf den Tisch. Hier hatte sich die Therapie im Laufe der Zeit wieder einmal wundgeschnarcht. Es machte keinen Sinn, die Therapie so einfach abzuspulen. Nach unserer kleinen Diskussion beschlossen wir, in der Physiotherapie den Therapeuten zu wechseln. Ins Therapiezentrum Happel wollte ich nicht, da hatte sich die Physiotherapie in den letzten Jahren auch wundgeschnarcht. Es war mir klar, eine(n) Physiotherapeut(in) wie Jutta, werde ich nicht mehr bekommen. Selbst wenn, es wird keiner in Juttas Fußstapfen treten können. Tja, was mache ich? Ich hatte Peter Weinzettel vorschlagen. Er war der Physiotherapeut aus dem Bewegungsbad und hatte mit mir, als der Lift im Bad ausgefallen war, als Ersatz eine Physiotherapie abgehalten, - und das war nicht schlecht.
Ich wollte ihn anrufen und um einen Termin bitten.
Meine Mutter war gerade mal ein paar Tage bei meinem Vater und wollte wissen, wann sie wieder nach Hause könnte. Es begann eine Zeit, die hochexplosiv war und ich wusste nicht, wie das enden würde. Die Stimmung war elektrisiert und Unstimmigkeiten machten sich breit. Mein Vater kam plötzlich ins Krankenhaus, Verdacht auf Schlaganfall, - und das kurz vor Weihnachten. Am 23.12. bin ich mit Nadine und Philipp im Krankenhaus zum Vater gefahren. Mir ging es richtig beschissen, doch ich konnte es gut vor den Kindern verbergen. Als ich auf der Stroke Unit Stadion kam, war alles sehr ruhig. Mein Vater lag am Ende des Flures. Seine Zimmertüre stand auf. Er lag alleine auf dem Zimmer. Als ich an seinem Bett stand, sah ich, dass er fixiert im Bett lag. Mich traf der Blitz, Vater rührte sich nicht, ich war erschrocken. Mir schossen die Tränen in die Augen. Verdammte Scheiße habe ich leise vor mir hin gestammelt. Ich war fassungslos! Die Stimmung war gespenstisch.
Das werden bestimmt "fröhliche Weihnachten."
Vater blieb über Weihnachten im Krankenhaus und Mutter verweilte allein im Pflegeheim. In der Familie war die Stimmung aufgeheizt, weil Mutter immer wieder nach Hause wollte. Das waren die beschissensten Weihnachten, die ich je erlebt habe.

Zwischen Weihnachten und Neujahr steigerte sich die Stimmung. Meine Spastik klatschte wieder in die Hände und ich war richtig aufgewühlt. Dany wollte mir was Gutes tun und gab mir zwei Tabletten Johanniskraut, sie sollten mich etwas beruhigen. Das hat auch funktioniert, dafür bin ich auf die Schnauze gefallen. Da war wohl eine Tablette zu viel. Es ist Gott sei Dank nichts passiert!
Die Stimmung erreichte die Spitze. Einen Tag später wollten wir mit meiner Mutter in ihre Wohnung, um warme Kleidung für sie zu holen. Auf dem Weg zurück ins Altenheim sagte meine Mutter: Kann mir einer sagen, warum ich nicht mehr nach Hause kann? Im Altenheim eskalierte die Stimmung. Dany war geladen und bestand darauf, dass meine Mutter bei meinem Vater bleiben sollte. Mutter wollte wieder nach Hause, was auch verständlich war. Ich saß jetzt zwischen zwei Stühlen, zwischen Dany und meiner Mutter. Jetzt war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich jemanden an meiner Seite gebrauchen konnte. Ich war nicht in der Lage, diese Angelegenheit zu schlichten. Das gute, ja ich möchte sagen, das sehr gute Verhältnis zwischen Dany und meiner Mutter, was in den ganzen Jahren herrschte seit ich Dany kannte, schien den Bach runter zu gehen. Ich war auch nicht in der Lage, beiden zu sagen, lass uns eine gemeinsame Lösung suchen, - dazu waren alle zu aufgebracht.
Dany und ich sind dann ins Krankenhaus gefahren. In diesem Augenblick wollte ich nicht meinen Blutdruck wissen. Ich hatte wieder mal feststellen müssen, ich bin überflüssig. Mit einem Behinderten, der in ausgewühlten Situation nach Worten suchen muss, debattiert man nicht.
Wieder hatte ich den Eindruck, man hält mich für (...).
Im Krankenhaus wurden wir direkt auf die Pflegeintensivstation geschickt. Wir haben sofort nach einem Arzt verlangt. Nach einiger Zeit kam ein Oberarzt. Wir wollten wissen, wie es um meinen Vater steht. Der Oberarzt sagte knapp und kurz: Herr Arens, ihr Vater ist sehr schwer Nierenkrank, rechnen sie damit, dass es bald zu Ende geht. Es kann sich noch was hinauszögern, es kann auch sehr schnell gehen. Wir sind an seinem Bett. Vater bekam nichts mit. Jetzt wurde mir klar, es wird nicht lange dauern. Ich war jetzt an dem Punkt angelangt, wovor ich immer Angst hatte, dass einer von meinen Eltern gehen wird. Auf dem Nachhauseweg habe ich zu Dany gesagt: Komm, soll die Mutter wieder nach Hause gehen.
Zu Hause haben wir beschlossen, wenn Mutter wieder nach Hause geht, dass sie einige Bedingungen erfüllen muss, wie z. B. den Hausnotruf und das die Diakonie kommt. Doch bevor wir mit ihr sprechen würden, hat sich Dany mit ihrem Hausarzt in Verbindung gesetzt. Ich habe dann Mutter angerufen, ihr die Bedingungen gesagt und das ihr Hausarzt eingeweiht wurde. Sie war einverstanden und Dany brachte sie wieder nach Hause. Ich konnte Dany anmerken, dass ihr das überhaupt nicht passte. Ich habe beschlossen, eine Tabelle mit Namen und Adressen zu erstellen, die eine Nachricht bekommen, wenn Papa geht. Als ich die Namen aufschrieb, kam ich mir hundeelend vor. Vater lebt noch und ich bereite schon mal das Ende vor. Ein scheußlicher Gedanke. Aber, es sollte sich als sinnvoll erweisen, wenn der Zeitpunkt da ist. Wer weiß, wie ich dann reagieren werde. Diese Arbeit wurde mit vielen Tränen begleitet und ich habe mich total beschissen gefühlt!
Das Jahr neigte sich dem Ende zu. Die Sorge um meinen Vater ist größer geworden. Es nagt sehr an mir, weil ich Dany nicht helfen kann, - vielleicht, was mit dem Computer erledigt werden kann, ansonsten bin absolut keine Hilfe.


Selbst wenn alles zerbricht,
die Scherben spiegeln das Licht.