

Der Krankentransporter hatte das Ziel erreicht, wir standen auf unseren Hof. Während ich aus den Wagen gezogen wurde, ging die Haustüre auf und Dany trat lächelnd heraus. Dass sie sich freute, konnte ich ihr ansehen. Die Notärztin und der Rettungssanitäter transportierten mich bis an die Haustüre. Das erste große Problem was auf mich zukam, war unsere Treppe.
Die Treppe zu unserer Wohnung hinauf hat kein Podest, sie hat eine 180 Grad Kurve. Das wäre für die Notärztin und den Rettungssanitäter nicht zu schaffen gewesen, mich auf der Trage bis in die Wohnung zu bringen. Ich sagte: Bitte, stellen sie mich hin, ich versuche mit ihrer Hilfe die Treppe zu gehen. Ein weiteres Problem kam auf mich zu. Die ersten zwei Meter an der Treppe war kein Handlauf angebracht. An dieser Stelle waren Glasbausteine im Haustürenbereich. Was nun? Mir blieb nichts anderes übrig, als mich die zwei Meter ohne Handlauf an den Glasbausteinen zu stützen und mit Hilfe die Treppe vorsichtig rauf zu gehen. Donnerklotz, alle Achtung, für meine Umstände ging es sehr gut, verdammt sehr gut, ich konnte mein linkes Bein ohne Probleme auf die Stufe setzen und mein betroffenes Bein ging mit etwas Hilfe auch tadellos. Als ich an die Wohnungstüre stand, sah ich ein Plakat mit der Aufschrift:

Genau nach 143 Tagen, 3 Stunden und 10 Minuten, betrat ich unser Wohnzimmer. Die Emotionen hatten sich dermaßen angestaut… ich habe Rotz und Wasser geheult. Jetzt war ich wieder zu Hause… aber ganz anders, wie ich es mir gewünscht hatte. Die unendliche Frage… wie wird es weiter gehen?
Jetzt saß ich am Tisch, auf einem Stuhl und von einem Rollstuhl keine Spur. Auch die bestellten Hilfsmittel, wie Haltegriffe waren weder montiert, noch da. Was ist, wenn ich jetzt zur Toilette muss? Dany telefonierte mit dem Sanitätshaus Müller Betten, wo schon im Vorfeld alles für meine Heimkehr veranlasst wurde. Man gab sich sehr gelassen, denn der Auftrag war ja sicher. Ich hatte so einen Hals, - das fing ja gut an. Wenig später kam Nadine und brachte den Blumenstrauß mit, den ich bei ihr über die Diskettenpost bestellt hatte. Was das betrifft, kann ich mich auf unsere Kinder echt verlassen. Zum Empfang hatte ich mir eine popelige Currywurst mit Pommes und Salat gewünscht. Eine wahre Delikatesse – eine ungetrübte Gaumenfreude – einfach nur köstlich!!!!
Nach dem Mittagsmahl kam Dr. Albacht ins Haus, um mich zu beschnuppern. Er bestand darauf, mit den Therapien sofort weiter zu machen. Nachdem wir alles besprochen hatten, habe ich ihn noch gefragt, ob ich mein Nutrilite (Nahrungsmittelergänzungen) wieder nehmen dürfte. Wichtig war mir das „Vitamin B Komplex“. Ich hatte die ganze Stirn voller Ausschlag, der Blutdruck befand sich im höheren Grenzbereich und mein Stuhlgang war auf der dünneren Seite angesiedelt. Na ja, sagte er, da ist nichts gegen einzuwenden, es ist alles auf pflanzlicher Basis. Feuerfrei, mein Nutrilite hatte mir sehr gefehlt.
Nachdem sich Dr. Albacht verabschiedet hatte, rief Dany bei Jutta Blombach an und informierte sie wegen der Therapie. Jutta Blombach war nicht nur selbstständige Krankengymnastin, sie war auch mit meinem Cousin Max verheiratet. Wir kannten sie schon über 20 Jahre. Sie wollte noch am gleichen Tag vorbei kommen und nach dem Rechten sehen. Es war für mich ein Geschenk des Himmels, das Jutta die Krankengymnastik übernahm. Wir haben uns mit Jutta und Max immer sehr, sehr gut verstanden und das Vertrauen war da, - und das war für mich nicht nur entscheidend, sondern auch die halbe Miete.

Nachdem ich schon 3 Stunden zu Hause war, bequemte sich das Sanitätshaus, die schon vor Wochen von der Klinik bestellten Hilfsmittel, anzuliefern und zu montieren. Endlich hatte ich einen Rollstuhl. Von wegen, mein Rollstuhl, dieser war nur ein Ersatz vom Sanitätshaus. Es sollte ein Spezialist des Sanitätshauses Müller Betten noch mal wegen der Maße für meinen Rollstuhl raus kommen. Komisch, dabei hatten doch meine Ergotherapeuten Gunhild Hahn und Harry Müller exakt die Maße für meinen Rollstuhl ermittelt.
Endlich konnten die bestellten Griffe montiert werden. Der nächste Flop, er hatte nur einen Griff für Toilette und einen für die Badewanne. Der Monteur quälte sich mit seiner Bohrmaschine ab. Plötzlich brach der Bohrer ab und er hatte keinen Ersatz – zum Glück war ich noch gut mit solchen Werkzeugen sortiert. Am Montag sollten dann endlich die restlichen Hilfsmittel angebracht werden.
Der Mitarbeiter des Sanitätshauses hatte sein Pulver verschossen und entschwand. Ich schwang mich in den Rollstuhl und wollte nach langer Zeit unsere Wohnung inspizieren. Fehlanzeige die rechte Fußstütze war so hoch eingestellt, sodass ich mein Knie fast am Ohr hatte. Aber, in einer handwerklich geschickten Familie ist das kein Problem. Ich ernannte Philipp zu meinem persönlichen Servicemechaniker. Nach der kleinen Korrektur machte ich mich auf die Erkundigungsfahrt durch die Wohnung. Es war schon komisch nach fast 5 Monaten Abwesenheit wieder zu Hause zu sein – und dann noch behindert. Ich bekam ein beklemmendes, ängstliches Gefühl und stellte mir die Frage, wie wird es weiter gehen.
Am späten Nachmittag kam Jutta. Sie strahlte jede Menge Energie aus und ihre fröhliche und gute Laune brachte Sonnenschein und Zuversicht in unser Haus. Für mich war es reinster Balsam für die Seele, dass Jutta die Therapie übernahm sie vermittelte mir ein vertrautes Gefühl und auch Hoffnung.

Nach einem gemütlichen Abend ging es ins Bett. Jetzt musste mich Dany fürs Bett fertig machen. Was in den Wochen zuvor routinemäßig von statten ging, wurde jetzt vorsichtig gehandhabt. Wir haben uns regelrecht einen abgebrochen, als Dany mich auf meine Bettseite bugsierte. Dany und ich waren äußerst vorsichtig und dementsprechend auch verunsichert. Vielleicht hatte ich mehr Angst, als Dany. Dennoch muss ich sagen, es hat sehr gut funktioniert. Es war ein komisches Gefühl, wieder im eigenen Bett zu liegen und auch jemanden neben sich liegen zu haben. Wir haben lange im Bett Händchen gehalten und uns unterhalten und sind dabei glücklich und zufrieden eingeschlafen.
Die erste Nacht im eigenen Heim hatte ich fantastisch gut geschlafen. Doch, die nächste Bewährungsprobe stand bevor. Dany musste mich jetzt fertig machen, Unterbodenwäsche, anziehen und mir aus dem Bett helfen. Wieder standen wir vor einer neuen Situation. In Hilchenbach war man routiniert, doch Dany ist war ein Laie. Aber, für das erste Mal war das gar nicht mal so schlecht. Die weitere Morgentoilette, die ich in Hilchenbach selbstständig gemacht habe, habe ich auch jetzt gemacht. Aber was will man verlangen, die Bedingungen hatten sich geändert. Das gemeinsame Frühstück danach hat uns für diese ersten Anstrengungen reichlich belohnt.
Es war schön, wieder zu Hause zu sein!

Das erste Wochenende habe ich gut über die Runden gebracht und meine Schon- und Eingewöhnungszeit war vorbei. Es kam der Zeitpunkt, in der ich auch in der Nacht größere Dinge, sprich Toilette, verrichten musste, als nur das läppische Spielchen mit der AOL-Pulle (Urinflasche... bin ich drin?). In der Reha brauchte ich nur, wenn’s erforderlich war, nach der Pfanne zu bimmeln. Wenn Dany mich in der Nacht auf die Toilette fahren musste und die Zeit drückte, wurde es hektisch. Da passierte es öfters, dass wir mit dem Rollstuhl an den Türrahmen knallten. Ich habe mich immer schlappgelacht und kam mir vor, wie in Upps die Pannenshow. Psst, die Kinder schlafen, zischte Dany. Je mehr sie versuchte, mich zu besänftigen, desto mehr musste ich lachen. Es war mir echt peinlich und Dany war sauer auf mich – aber, dass war Volkstheater pur!
Jutta hatte mir drei Termine in der Woche gegeben und sofort mit der Krankengymnastik begonnen. Kurz darauf begann auch die verordnete Sprachtherapie mit meiner Logopädin Frau Görke. Es passte alles wunderbar zusammen, nur mit der Ergotherapie hatte ich ein Pech. Dany hatte im Therapiezentrum Happel am Ort wegen der Ergotherapie angerufen. Aber da waren keine Aussichten auf eine Therapeutin. Aber Dany ließ nicht locker und wandte sich an eine andere Praxis am Ort, wo sie sofort Glück hatte. Leider konnte man uns nur einen Termin in der Woche anbieten. Na ja, besser als gar nichts.
Mein Leben nahm langsam Fahrt auf und die Schleuse der Besuche öffnete sich. Ich wurde nun mit den Leuten konfrontiert, die ich aus meiner „gesunden Zeit“ kannte. Das wird bestimmt ein Erlebnis werden, dachte ich und war gespannt, wie man auf mich reagieren wird. Wie wird es mit der Verständigung sein? Mein Sprechen war nicht das Beste, gebe ich zu, aber ich konnte mich verständigen. Ob man mich verstehen wird? Hm, keine Ahnung. Ich erinnerte mich an die Worte von Herrn Wagner. Herr Arens sagte er mir, wenn sie sich bemühen, deutlich zu sprechen und wenn sich ihr Gesprächspartner bemüht, aufmerksam zu zuhören, dann dürfte es keine Probleme geben.
Auffällig war, dass einige mir vorgaugelten, sie hätten mich verstanden. Das war irgendwie merkwürdig. Mein Sprechen, oder besser gesagt, meine Artikulation war nicht die Beste, trotzdem wollte man mich (fast immer) verstanden haben. Ich habe des Öfteren bewusst einige falsche Worte in meinen Sätzen platziert. Kaum einer hat das bemerkt und man tat so, als hätte man mich verstanden.
Hans-Martin
Ich möchte an dieser Stelle schon mal vorgreifen, Hans-Martin war und ist der Einzige,
bis zum heutigen Zeitpunkt,der so auf mich zugegangen war und wo es absolut keine Verständigungsschwierigkeiten gab.
Hans-Martin hatte mir bei seinem ersten Besuch die Pistole auf die Brust gesetzt und zu mir gesagt: Peter, ich weiß, dass du Schwierigkeiten mit dem Sprechen hast. Wenn ich dich nicht verstehe, dann frage ich nach. Sei mir bitte nicht böse, aber nur so können wir uns gut verstehen. Ich sagte: OK, einverstanden, dass sind klare Worte. Eine reibungslose Unterhaltung mit Hans-Martin war somit gesichert.
Als am 28. April Dr. Albacht zur Blutabnahme kam, war der Blutdruck optimal und der Ausschlag war wesentlich weniger geworden. Also hatte das Vitamin „B“ Komplex was gebracht. Jetzt nahm ich morgens auf nüchternen Magen 3 Vitamin „B“ Komplex und abends nach dem Abendbrot auch noch mal 3 Vitamin „B“ Komplex und siehe da, nach ca. 3 Wochen war der Ausschlag so gut wie weg und ich hatte bilderbuchmäßige Blutdruckwerte, nur der Durchfall brauchte seine Zeit. Dr. Albacht meinte zu mir, es könnte auch am Magnesium liegen, denn dieses würde den Stuhl sehr weich machen. Also habe ich mich mit mir geeinigt, kein Durchfall, nur weichen Stuhl, - das klang wesentlich besser.
Der medizinische Dienst kündigte sich an und wollte mich in die Pflegestufe einstufen. Bei diesem Gedanken wurde es mir richtig komisch, - unvorstellbar, eine Pflegestufe. Als der Herr vom MD da war, kam ich mir vor, wie ein Schwerverbrecher. Was der alles für ein Scheiß gefragt hat. Als er Dany gefragt hatte, was sie in der Nacht mit der AOL Pulle macht, wenn ich sie benutzt habe, da sprang mir der Draht aus der Mütze. Wenn mein Sprechen besser gewesen wäre, hätte ich ihm gesagt, wir nehmen Champagnergläser und saufen die Brühe. Man, ich war auf Hundertachtzig und möchte an dieser Stelle meinen Kommentar zum Selbstschutz verkneifen.

Das Frühjahr hatte begonnen und Rasenmähen war angesagt, was meine Arbeit gewesen wäre. Danys Vater hatte seine Hilfe angeboten. Es war ein saublödes Gefühl, als der Rasenmäher am Wohnzimmer vorbei knatterte. In mir stieg eine enorme Wut auf, weil ich diese Arbeit nicht mehr machen konnte und die Spastik klatschte wieder in die Hände. Ich legte eine CD in den CD Player, den Kopfhörer auf und dann Gas. Die Lautstärke wurde so eingestellt, damit die Klänge des Rasenmähers verstummten.
Dies ständige Rangiermanöver mit dem Rollstuhl im Bad ging mir langsam auf den Zeiger und beschloss, doch die Gästetoilette für die Entsorgung zu nehmen. Da ich nicht ganz mit dem Rollstuhl in der Toilette verschwinden konnte, um die Türe hinter mir zu schließen, habe ich eine neue Art der Begehung dieser sanitären Anlage ausgetüftelt. Ich bin mit dem Rollstuhl schräg vor die Toilettentüre, die nach außen aufging, gefahren. Ich zog die Bremsen an, habe mich an der Türklinke festgehalten, bin aufgestanden und konnte die Türe öffnen. Mit meiner gesunden Hand habe mich an Türe und Türrahmen abgestützt und bin in die Toilette gegangen. Genauso habe ich die Toilette wieder verlassen. Das war schon wieder ein kleines Stückchen Selbstständigkeit. Ich hatte Glück, dass die Türe so angeordnet war. Wäre meine linke Körperseite betroffen, wäre das nicht, oder sehr schlecht möglich gewesen.
So langsam wurde es Zeit, meine Haartracht zu kürzen. Dany nahm meinen Bartschneider und stutzte meine Haare exakt auf 6 mm. Sie konnte bei mir nichts versauen, weil nicht mehr viel da war, was meine Kopfhaut mit Haaren schmücken konnte. Anschließend habe ich mich im Rollstuhl auf den Weg zur Toilette gemacht. Als ich wieder zurück Richtung Rollstuhl ging, viel mir ein, Mensch, du hättest doch deine neue Haarpracht im Toilettenspiegel begutachten können. Umkehren ging nicht mehr. Dany hatte letztens Dr. Albacht erzählt, ich würde mir nicht viel zutrauen und wäre zu ängstlich. OK, dachte ich, sei nicht so ängstlich. Unsere Garderobe mit Spiegel war direkt neben der Toilettentüre und nur wenige cm von mir entfernt. Ich versuchte mich ein kleines Stückchen an der Garderobe nach vorne zu hangeln und den Kopf Richtung Spiegel zu strecken. So langsam erspähte ich ein paar Haare, doch plötzlich ging der Spiegel in die Höhe und ich lag wie eine Schildkröte auf den Rücken. Somit hatte ich meinen ersten Termin mit unserem Teppichboden wahrgenommen. Eine Neuauflage von "Cliffhanger.“
Dany, Nadine und Philipp eilten sofort zur Hilfe und haben mich wieder auf die Beine zu stellen. Ich hatte mir diese Prozedur schlimmer vorgestellt. Dany schob mir sofort den Rollstuhl unter meinem Hintern und ich konnte mich erst mal von diesem Schreck erholen. Über diesen Sturz war ich mehr erstaunt, als erschrocken. Im Wohnzimmer versuchte ich, diese Aktion zu rekonstruieren.

Die Therapie lief in vollen Zügen. Das Wichtigste für mich war die Krankengymnastik, ich wollte unbedingt wieder „gehen“ können und mobiler werden. Meinen rechten Arm habe ich etwas nach hinten gestellt. Frau Hahn sagte mir, die Erfolge bei meinem Arm würden wesentlich länger dauern, als die Erfolge in der Krankengymnastik. Jutta machte bei uns im Schlafzimmer ihre Krankengymnastik. Zum Glück hatte Dany im Vorfeld von unserem Nachbar und Schreiner Reinhard Noppenberger unser Bett unterbauen lassen, damit ich besser ins und auch aus dem Bett konnte. Der Vorteil unseres Bettes war, es gab nur das Kopfteil. Ideal für Jutta und ihre Therapie.
Jutta begann mit meinem rechten Arm, der wurde immer in die Therapie mit eingebunden. Er wurde gelockert und gedehnt. Anschließend wurden leichte Kraftübungen gemacht, nicht übertrieben, aber gut dosiert. Langsam arbeitete sie sich durch. Sie nahm mein rechtes Bein, was bei meinem zweiten Schlaganfall ziemlichen Schaden erlitten hat, legte den Unterschenkel auf ihre Schulter und begann, mein Oberschenkel im Kreis zu drehen. Mit dieser Übung wurde die Hüfte beweglich gemacht und anschließend musste ich in dieser Position ein paarmal meinen Unterschenkel von ihrer Schulter abheben. Als nächstes wurde ich passiv durchbewegt und in alle Himmelsrichtungen gedehnt. Zwischendurch wurde meine Aktivität gefordert, z. B. musste ich ein paarmal die Brücke machen, was nichts anderes hieß, als meinen Arsch hochheben. Das war anstrengender, als ich dachte. Zum Schluss musste ich mich auf den Bauch drehen. Diese Übung habe ich auch gehasst wie die Pest und die Krankengymnastik zeigte sich ganz anders, als wie die, in der Reha. Aber das war mir letztendlich völlig egal, ich wollte wieder gehen können. Meine Beine musste ich anwinkeln, sodass die Verse an den Po kam. Mein linkes Bein konnte ich fast alleine Richtig Po bewegen, während Jutta mir bei meinem rechten Bein half. Die Ansätze, meine Beine, insbesondere mein rechtes Bein, angewinkelt zu halten, waren sehr gut.
Diese 45 Minuten vergingen wie im Flug. Die Therapie von Jutta schien in der Tat anzuschlagen und so kam es, dass Dany parallel zu Jutta dieselbe Therapie bzw. Übungen mit mir machte. Dany hatte bislang immer bei Juttas Therapie zugeschaut. Sie fing langsam an, diese Übungen nachzuvollziehen. Diese Prozeduren waren ab jetzt Pflicht, und durch Danys Unterstützung war ich diesen Prozeduren zweimal am Tag ausgeliefert. Wenn Dany mit einer Übung Schwierigkeiten hatte, oder unsicher war, hatte sie Jutta bei ihrem nächsten Termin gefragt. Dany entwickelte sich im Laufe der Zeit als Co-Therapeutin, was mir zu Gute kommen sollte.
In der Logopädie hatte ich auch 3 Therapiestunden pro Woche. Mit Frau Görke hatte ich auch Glück und die Chemie zwischen ihr und mir war auch tadellos. Leider waren für mich in den Therapiestunden mit Frau Görke viele Übungen richtiger Kinderkram. Oft kam ich mir vor wie auf einem "Kindergeburtstag für eine Person!" Frau Görke lieh mir wenig später ein Buch aus, was von einem Schlaganfallpatienten geschrieben war. Er hat in diesem Buch seine Geschichte niedergeschrieben, wie er seinen Schlaganfall erlebt hatte. Ich bin zwar nicht die große Leseratte, aber dieses Buch werde ich lesen, habe ich Frau Görke versprochen. Dieser Mann, oder besser gesagt, dieser Leidensgenosse hatte es auch mit der Spastik zu tun. Es war bei ihm so schlimm, wenn ihn seine Frau, z. B. anzog, und ihn an den Beinen berührte, schoss die Spastik ein. Ach du Scheiße dachte ich, was ist das eine arme Sau.

Jutta war wieder zur Therapie da. Während sie ihre Arbeit verrichtete, kam das Gespräch auf die Ausstellung „Körperwelten“, die zurzeit in Köln stattfand. Dany zeigte sich interessiert, diese mal zu Besuchen. Jutta lenkte sofort ein und schlug Dany vor, diese doch zusammen zu Besuchen. Es dauerte nicht lange, da machten sich Jutta und Dany mit Stefan und Philipp auf den Weg nach Köln.
Da der Aufenthalt in Köln nicht nur ein paar Minuten dauern würde, hat Dany alles für mich vorbereitet. Der Weg zur Hi-Fi Anlage und CD Player wurde frei gemacht, sowie der Zugang zum Schreibtisch, damit ich problemlos mit dem Rollstuhl an alles ran konnte. Dany stellte mir eine Kanne mit Kaffee und ausreichend Wasser hin. Für die Versorgung am Mittag war auch gesorgt. Mittwochs ist bei uns immer der Fischwagen. Dany hatte ihren Vater gefragt, ob er mir am Mittag eine Portion Backfisch mit Kartoffelsalat vorbeibringen würde. Derweilen konnte ich die Musik meines Geschmackes hören und mich mit meinem Notebook beschäftigen.
Das war das erste Mal, wo ich einige Stunden alleine war. Nadine hatte zwischendurch mal angerufen und hat sich nach meinem Wohlbefinden erkundigt. Sie hatte mir auch zugesichert, wenn ich ihre Hilfe brauchen würde, dass sie sofort gekommen wäre. Ich habe mich an diesem Tag sehr wohl und auch sehr sicher gefühlt und war wieder ein Stückchen weiter. Natürlich habe ich mich gefreut, als Dany und Philipp wieder zurück waren.
Es ist schön, wenn die Familie wieder zusammen ist.

Wir begannen mit den ersten Gehversuchen in der Wohnung. Am Anfang ist Dany neben mir hergegangen und hat mich gestützt. Ich konnte nach einiger Zeit mein rechtes Bein zu einem richtigen Schritt anheben und es wieder auf den Boden absetzen. Über diesen Fortschritt habe ich mich tierisch gefreut, doch ich durfte nicht vergessen, es lag noch sehr viel Arbeit vor mir. Zwischenzeitlich kamen viele Bekannte, die mich besuchen wollten. Irgendeiner hatte das Gerücht in die Welt gesetzt, ich dürfte nur Rotwein trinken. Jeder der mich jetzt besuchte, karrte Rotwein an. Langsam entpuppten wir uns als Weinhändler und unser Lagerbestand an Rotwein schoss in die Höhe.
Eines Tages meldete sich unser Freund Rudi an. Rudi kannten wir schon etliche Jahre. Mit ihm haben wir immer sehr viel Spaß gehabt und um die Wette gelacht. Als Rudi das Haus betrat, schepperten die Flaschen. Schon im Treppenhaus legte Rudi mit seinen Sprüchen los. Ich musste über Rudis Sprüche dermaßen lachen, es war so heftig, ich fand gar kein Ende mehr. Rudi klopfte einen Spruch nach den anderen. Durch mein heftiges Lachen, baute sich ein sehr starker Druck in der Bauchmuskulatur auf. Der Druck wurde stärker und dadurch meine Darmmuskulatur geschwächt war, passierte das Malheur. Ich hatte keine Kontrolle mehr über den unteren Teil meines Körpers und Dany schob mich ins Badezimmer. Jetzt wurde das Ausmaß erst mal sichtbar, - ich saß buchstäblich in der Scheiße und Dany musste mich komplett umziehen.
In diesem Moment habe ich wieder alles tierisch verflucht. Man kann noch nicht einmal Spaß haben, ohne dass dieses eine Menge Arbeit macht. In diesem Augenblick sagte ich mir: warum, warum, warum – ich habe innerlich geflucht wie ein Kesselflicker. Rudi verbrachte von seiner einstündigen Besuchszeit über eine halbe Stunde alleine, aber er hat es gelassen hingenommen. Als Rudi den Heimweg antrat und sich verabschiedete sagt er zu mir:
Peterle, am besten, du empfängst deine Gäste direkt auf der Toilette.
Die Finanzen
Auf das Thema Haushaltsbuch werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch näher und intensiver eingehen. Ich kenne viele Kritiker des Haushaltsbuchs, die dieses für überflüssig halten.
Mit einem Haushaltsbuch sieht man erst einmal, wo das Geld hinwandert. Aber, dass funktioniert nur, wenn man gegen sich ehrlich ist und die Finanzen akribisch führt.
Wie wir aus dem Buschfunk entschlüsseln konnten, machten sich einige Mitbürger Gedanken über unsere Finanzen. Wie mögen die bei der neuen Situation jetzt über die Runden kommen? Sicher, wenn einer ein bisschen vom deutschen Einmaleins beherrscht, der kann sich in etwa ausrechnen, was das heißt.
Wir standen jetzt in der Schusslinie. Man war sehr gespannt, wie sich unsere Situation entwickeln wird. Aber, wir können an dieser Stelle die Situation etwas entschärfen, - wir hatten uns lange Zeiten vor meinen Schlaganfällen zunutze gemacht, ein Haushaltsbuch zu führen, welches ich mit einer Tabellenkalkulation erstellte.

Im Laufe der Zeit lagen die Nerven auch schon mal blank. Wie an jedem Morgen, wenn keine KG war, sagte Dany zu mir: Ich wasche das Geschirr ab und anschließend mache mit dir KG. Aber an diesem Morgen lag etwas in der Luft, die Stimmung war, ich drücke es vorsichtig aus, beschissen. Dany fuhr mich ins Schlafzimmer und legte mich aufs Bett. Dieser Morgen schien unter einem schlechten Stern zu stehen. Als sie mit der KG begann, schoss bei mir die Spastik ins rechte Bein. In einem rauen Ton zischte sie: Mensch, mach dich doch nicht so steif. Blitzschnell eskalierte die Situation und ich sagte ohne groß zu überlegen, wenn dir das zu viel wird, dann steckt mich doch ins Pflegeheim. Da hatte ich wohl auf eine Tellermine getreten, jetzt waren die Puppen richtig am Tanzen. Die Folge war, ABBRUCH. Dany schob mich wieder ins Wohnzimmer und wir spielten das Schweigen der Lämmer. Unser Vorteil, lange halten wir das nicht durch. Wenn sich unsere Blicke treffen, muss irgendwann einer von uns beiden lachen und die Sache ist gegessen.
„Jeder hat seinen Dickkopf, keiner weiß warum, aber alle machen mit.“
Man darf nicht vergessen, für Dany und auch für mich ist das eine völlig neue Situation. Es war für Dany nicht besonders leicht, in den ersten Wochen alles richtig zu machen. Sie hat zu ihren häuslichen Aufgaben noch meine Pflege hinzu bekommen. Sie macht am Morgen bei mir die Unterbodenwäsche, anziehen, ins Badezimmer fahren, ist mir bei der Morgentoilette behilflich, Frühstück, Mittagessen und Abendbrot zubereiten, mich umkleiden, wenn es erforderlich ist, oder wenn mir ein Malheur passiert war, beim Toilettengang behilflich zu sein, mich baden, am Abend wieder ausziehen und ins Bett bringen und, und, und - das ist schon heftig.
Ich frage mich, warum kann man das nicht in einem ruhigen Stil machen? Es ist keinem damit geholfen, wenn die Hektik die Sache in die Hand nimmt und die Aggression wach rüttelt. Ich stehe nach wie vor dazu und werde diesen Standpunkt immer vertreten: Planung und Konzept ist die halbe Miete. Auch wenn einige versuchen, dieses falsch zu interpretieren. Schließlich hat man vor meinem Schlaganfall davon profitiert und waren gut bedient und zufrieden.
Trotzdem lief alles, auch wenn es schwierig war, seinen richtigen Weg. Im Laufe der Zeit entstand ein kleines Konzept, auch wenn es schwierig war. Wenn ich zur Toilette musste, fuhr ich seitlich mit dem Rollstuhl an die Couch und Dany half mir beim Aufstehen. Ich ging zur Toilette und Dany hielt mich von hinten nur noch an meinem T-Shirt fest. Im Anschluss ging ich ins Schlafzimmer und zurück zum Rollstuhl. Die Ansätze waren gut und die Schritte waren recht groß. Nur mit der Rumpfstabilität haperte es noch, aber ich konnte gehen – und da war noch sehr viel möglich. Als Jutta von meiner Rumpfschwäche erfuhr, wurden zusätzliche Übungen gemacht. Die Chemie zwischen Jutta, Dany und mir war nur einfach super. Auch zwischen Frau Görke und mir stimmte die Chemie, da konnte ich nicht meckern.
In der Regel war ich immer früh wach, meistens zwischen 4.30h und 5.30h. Vielleicht lag es daran, dass ich in meiner aktiven Zeit immer um 4.30h aufgestanden bin. Ich habe mir da nichts daraus gemacht und habe mit meinen Gedanken gespielt, habe im Kopf Prozentrechnen gemacht um meine Zeit zu vertrödeln. Eines Samstags, gegen 5 Uhr lag ich wieder wach im Bett und habe meine Zeit vertrödelt. Plötzlich zog ich mein rechtes, betroffenes Bein an, sodass mein Knie fast auf den Bauch gekommen wäre. Ich war so erstaunt und habe das noch ein paarmal versucht. Das war der Hammer. Sofort habe ich Dany geweckt und gesagt, guck mal, guck mal was ich kann. Schlaftrunken sagte Dany, wow, ist ja prima und schloss die Augen wieder und schlief weiter. Ich war so aufgedreht und wäre am liebsten aufgestanden und hätte irgendwelche Übungen machen können. Aber was soll es, ich habe weiter mit meinen Gedanken gespielt und meine Prozente berechnet. Jutta und Dany haben bis jetzt ganz schön geackert und ihre Mühe und ihre Arbeit sollten sich bezahlt machen. Bei unserem Geh-Training sind wir schon so weit gekommen, dass Dany nur noch einen Schritt hinter mir ging, quasi als Sicherung.

Ich hatte wiedermal einen Termin auf einer unseren sanitären Anlagen, sprich Toilette. Die Sache war schnell erledigt und ich war für unsere Runde, die wir nach jedem Toilettenbesuch machten bereit und wartete auf Dany. Aber, sie wurde in ein Telefongespräch verwickelt. Das dauerte und dauerte und dauerte. Mein Gott, was hat das gedauert. In meiner Ungeduld habe ich mich selber auf den Weg gemacht. Als ich in der Wohnzimmertüre stand, war Dany baff, der Bann war gebrochen, ich bin ohne Begleitung ins Wohnzimmer gegangen. Aber die Rumpfkontrolle und die Balance waren noch nicht zufriedenstellend. Aber, da werden wir weiter dran arbeiten.
Am nächsten Tag ging Dany auf den Balkon im Ostflügel unserer Wohnung. Da unsere Wohnung über zwei Balkone verfügt, ist der Balkon am Ostflügel über unser Schlafzimmer oder Nadines Zimmer zu erreichen. Der andere Balkon liegt am Westflügel unserer Wohnung und ist nur von der Wohnzimmerseite, oder mit der Strickleiter von außen zu erreichen. Langsam dackelte ich wie ein alter, grauer Hund hinter Dany her. An der Balkontüre blieb ich stehen. Verdammt, ein Hindernis, die Schwelle der Balkontüre. Was mache ich? Dany war bereits mit den Blumen beschäftigt. Soll ich sie um Hilfe bitten? Ach was, dachte ich, versuche es mal alleine. Vorsichtig habe ich mein linkes Bein über die Schwelle gehoben. Etwas unsicher folgte mein rechtes Bein. Bingo, ich habe es geschafft, ich konnte die Schwelle zum Balkon ohne Hilfe überwinden.
Diesen Fortschritt schöpfte ich aus. Wenn das Wetter gut war, ging ich bis auf den Balkon und habe am Geländer Stretch- und Dehnübungen gemacht. Aber an der Schwelle der Balkontüre war ich noch verdammt unsicher. Gott sei Dank habe ich mich von der Unsicherheit nicht zu sehr beeinflussen lassen. Jetzt kommt, was kommen musste. Dany machte sich wieder auf den Weg zum Balkon am Ostflügel und ich setzte mich in Bewegung. Genau im Bereich Badezimmertüre, Schlafzimmertüre und der Türe von Nadine ging auf einmal im Rumpfbereich die Kraft weg und ich fiel langsam nach hinten. In diesem Wohnbereich ist es recht eng und ich fiel gegen den Türrahmen der Badezimmer. Das ist dort so eng, wenn man dort lacht, kommt man mit den Backen an die Wand. Blitzschnell war Dany zur Stelle und wollte mich aufstellen. Aber das war nicht möglich. Ich sagte ihr, ruhig, ruhig, mir ist nichts passiert, sei bitte nicht so hektisch. Dany rief Nadine und Philipp zur Hilfe. Im Nu stand ich wieder auf den Beinen und bin auch sofort weiter gegangen. Es wäre falsch gewesen, aus Angst nicht mehr weiter zugehen. Mit sehr viel Respekt bin ich zurück ins Wohnzimmer gegangen. Bei dieser Aktion hatte sich Dany verhoben. Leider wird sie immer sofort hektisch, anstatt die Ruhe zu bewahren. Meine Angst und meine Unsicherheit nahmen wieder zu und ich hatte demzufolge wieder einige Termine mit unserem Teppichboden wahrgenommen.

Eine schmerzhafte Zeit stand bevor, es war Urlaubszeit. In der Nachbarschaft wurden Autos gepackt, Urlaubsstimmung war angesagt, - aber für uns galt das nicht mehr. Unsere Stimmung sackte und eine große Traurigkeit machte sich breit. Das alles wäre nicht schlimm, wenn ich gesund wäre und wir, egal aus welchen Gründen, nicht in den Urlaub fahren könnten. Das ist wieder ein Moment, an dem man gewaltig zurück stecken muss.
Man konnte sich drehen wie man wollte, der Arsch blieb hinten. Es nutzte alles nichts, die Show musste weitergehen, Jutta und Dany hatten große Action angekündigt. Schließlich war in meinem Hirn eingebrannt, Peter du willst wieder gehen können. Jutta sorgte für die professionelle Grundtherapie, sprich KG (Krankengymnastik) und Dany füllte mit ihrem Einsatz und Arrangement die Lücken aus. Somit kamen wir auf eine Therapiezeit in der Woche (nur in der KG) von ca. 8 Stunden. Dany entpuppte sich so langsam als die Version "Jutta 2.0" - und es macht sich bezahlt. Wenn die Therapie zu Ende war, gingen Dany und Jutta ins Wohnzimmer, was ungefähr 12 Meter vom Schlafzimmer entfernt ist. Ich setzte mich sofort dahinter in Bewegung. Jutta und Dany wollten sich im Wohnzimmer gerade setzen, da stand ich schon an meinem Schreibtisch. Ich wurde immer etwas schneller. Auch wenn es mit den Beiden ziemlich anstrengend war und ich so manchmal innerlich geflucht hatte, hat es auch Spaß gemacht.
Mit der Zeit habe ich den unteren Teil des Schreibtisches ziemlich ramponiert. Durch das Rangieren mit dem Rollstuhl ratschte ich ständig mit der Fußstütze am Schreibtisch. Prompt schenkten mir meine Eltern einen Bürostuhl. Nun konnte ich ohne große Probleme bequem am Schreibtisch sitzen und arbeiten. Wenn ich zur Toilette musste, habe ich mich mit der linken Hand an der Schreibtischplatte festgehalten, bin aufgestanden und konnte dann meinen Weg gehen. Wenn ich jetzt am Abend ins Bett ging, bin ich mit dem Stock zur Toilette und anschließend ins Schlafzimmer gegangen. Dasselbe machte ich auch am Morgen. Dany machte mich am Morgen wie gewohnt fertig, anschließend fand die Morgentoilette im Bad statt und danach ging es per Stock ins Wohnzimmer. Aber dieses Schauspiel dauerte nur kurze Zeit, weil es zu lange dauerte.
Frau Görke kam wieder zur Therapiestunde. Oh, was ist das? Ein neues Spiel? Wasser mit dem Strohhalm aus einem Glas ansaugen, das Wasser im Strohhalm halten und in einem anderen Glas zurück füllen. Wie bitte, ist doch einfach? Von wegen, für mich war das sehr schwierig. Das war aber nicht schlimm, hier konnte ich erkennen, dass an der Motorik im Gesichtsbereich noch viel gearbeitet werden muss. Meine nächste Aufgabe war flüstern. Sollte an für sich auch leicht sein. Auch hier hatte ich meine Schwierigkeiten.

Gegen Ende der Therapiestunde sagte Frau Görke zu mir: Herr Arens, wissen sie, wie sie ihre Gesichtsmuskulatur kräftigen können? Oh je, was kommt jetzt und ich befürchtete wieder irgendein Kinderspiel. Essen sie Spaghetti, legte mir Frau Görke nahe, damit trainieren sie ihre Gesichtsmuskeln. Das nenne ich doch mal einen gescheiten Vorschlag. Ich rief sofort Dany und stellte den neuen Therapieplan vor. Ab jetzt waren Spaghetti Pflicht und die "Spaghetti alla Moxcel" waren ab nun einen Teil der Therapie.
Ein paar Tage später bekamen wir eine Einladung aus unserer Nachbarschaft. Plötzlich hagelten Sätze auf mich ein, wie: Peter, du musst unbedingt mal raus, dir fällt die Decke auf den Kopf, bla, bla, bla. Das ist der Hammer, jetzt wird mir sogar vorgeschrieben, wann und wie mir die Decke auf dem Kopf fällt. Das stinkt doch bis zum Himmel und hat bestimmt was mit der Einladung zu tun, dachte ich. Ich hatte noch nicht einmal den Gedanken zu Ende geführt, da stand ich auf einmal wie von Geisterhand geführt an der Treppe und Treppenübungen waren angesagt. Hatte ich da was verpasst? Hatte ich den Schuss nicht gehört? Komisch dachte ich, kannst noch nicht mal richtig gehen und schon Treppe? Ich hatte richtig Schiss, die Treppe zu gehen. Wenn ich so überrumpelt werde, klatscht die Spastik wieder vor lauter Begeisterung in die Hände. Das ist ungünstig, sehr ungünstig. Aber das scheint wohl nicht zu interessieren.

Ich war gerade im Flur unterwegs, als es an der Türe klingelte. Überraschung, unser Zahnarzt Jochen von der Heyden stand mit seiner Frau Inge plötzlich im Türrahmen. Wir kannten die zwei auch schon seit langer Zeit. Sie waren hellauf begeistert, als sie mich durch den Flur marschieren sahen. Es ging immer lustig zu, wenn wir aufeinander trafen. Während unserer Unterhaltung sagte Jochen auf einmal, wisst ihr was, wenn man die Beine bürstet, dass löst sich die Spastik etwas und es ist gut für die Durchblutung, man soll alles versuchen, was möglich ist. Ich erzählte ihm darauf, dass wir gerade die Treppe gehen und das ich große Angst habe, weil ich mich noch sehr unsicher fühle. Jochen antwortete, sei vorsichtig, dass du nicht fällst und dich ernsthaft verletzt. Das würde dich um einiges wieder nach hinten schmeißen. Stell dir vor, du ziehst dir an deiner funktionierenden Hand eine Verletzung zu, dann habt ihr die Arschkarte gezogen. Diese Worte von Jochen haben sich fest bei mir eingebrannt. Er hat recht, was ist, wenn?
Dieser Besuch hatte Spuren hinterlassen, was das Fallen angeht! Ab jetzt wurden schon am frühen Morgen, bevor ich aufstand, meine Beine gebürstet. Auch während Danys Therapie wurden meine Beine gebürstet und wenn ich auf dem Bauch lag, wurde auch mein Rücken gebürstet. Ich kam mir vor, wie ein Gaul, der gebürstet und gestriegelt wurde.
Der Tag kam, an dem wir der Einladung folgten. Ich hatte schwer gehofft, es würde regnen. In der Tat, am Nachmittag fing es richtig an zu regnen. Hoffentlich bleibt es so, mir war das alles nicht geheuer. Doch die Enttäuschung kam, eine Stunde vor Partybeginn, hörte es auf zu regnen und die Sonne drehte auf und trocknete alles ab. Mit zwei Mann transportierte man mich die Treppe runter. Ich glaube, man hätte leichter ein Klavier die Treppe runter schleppen könnte, als mich. Wir haben fast eine halbe Stunde gebraucht, bis wir die 18 Stufen runter waren. Die gleiche Prozedur hatten wir am späten Abend wieder vor uns. Ich weiß nicht ob sich dieser Aufwand für mich gelohnt hat, zumal ich mich nicht an Unterhaltungen beteiligen konnte und kein Bier trinken durfte, wo ich so gerne Kölsch trinke. Trotz der Strapaze hatte ich alles gut überstanden. Was mich sehr nachdenklich stimmte war, die Übungen mit der Treppe wurden wieder eingestellt. War der Aufwand mit der Treppe nur wegen der Einladung? Ich war mir dessen jetzt 100% sicher und einen Gefallen hat man mir ganz bestimmt nicht damit getan.
Ich bekam einen Tipp, wenn man täglich eine Lachs Omega Kapsel nimmt, dass sich der Cholesterinspiegel senken würde. Ich hatte bei meiner nächsten Blutkontrolle Dr. Albacht gefragt, ob was dagegen einzuwenden wäre, wenn ich täglich eine Lachs Omega Kapsel zu mir nehmen würde. Dr. Albacht stimmte zu und meinte im Anschluss, ich sollte mir nicht zu viel davon versprechen. OK sagte ich, Top, die Wette gilt. Blut war abgezapft und wenn ich die Lachs Omega einige Zeit genommen habe, dann können wir noch mal eine Blutkontrolle machen.

Kurz nachdem wir am 2. August aufgestanden waren sagte Dany zu mir: du hast ja gestern Abend vergessen, deine Tabletten zu nehmen. Dieses Pillensortiment am Abend bestand aus, 10mg Lioresal, eine halbe Allopurinol und meine Vitamine. Dr. Albacht wurde benachrichtigt, weil ich diese Nacht ohne Lioresal verbracht hatte und Dany hatte ihn gefragt, ob wir die Lioresal in der Nacht weglassen können. Ergebnis, die Lioresal wurde am Morgen um 5mg reduziert, versuchsweise für 10 Tage. Die nächsten darauf folgenden 10 Tage nahm ich wieder 10mg Lioresal. Die nächsten 10 Tage waren wieder nur 5mg Lioresal angesagt. Danach wurde die Dosis von 10mg wieder beibehalten. Ich habe mir nichts dabei gedacht.
Ende August fuhren Danys Eltern in Urlaub. Sie verbrachten immer ihre Urlaube auf einem Bauernhof, in der Nähe von Hanni und Ferdl. Als ich davon erfuhr, wurde es mir komisch. Ich wusste genau, einen Urlaub dort, ist für mich nicht mehr möglich. Der Gedanke schmerzte ungemein. Als Danys Eltern sich in den Urlaub verabschieden wollten, hatte ich mir vorgenommen, nichts von meinem Schmerz zu zeigen. Der Schwur hat nicht gehalten. Als meine Schwiegereltern sich verabschiedeten fing ich Rotz und Wasser an zu heulen, - und die Spastik nahm die Chance war, sich richtig auszutoben, ich fühlte mich wie ausgekotzt - einfach Scheiße.
Nachdem Dany mich beruhigt hatte, normalisierte ich mich wieder - trotzdem fühlte ich mich leer und unendlich traurig. Langsam baute sich innerlich eine Wut auf. Nicht weil meine Schwiegereltern in unsere zweite Heimat fuhren, nein, ich war äußerst wütend über meinem Zustand. Meine Wut war so groß, sodass ich kurz darauf wieder den Teppichboden umarmt hatte.

Im Laufe der nächsten Wochen bemerkte ich, wenn ich unterwegs war, dass mein rechtes Bein nach innen zog und ich auf meinem linken Fuß stand. Merkwürdig dachte ich und habe mir diesbezüglich aber keine Gedanken gemacht. Dany führte bis dahin eine Strichliste, wie oft ich am Tag meine Runden drehte. Ich machte ihr den Vorschlag, in Excel eine Tabelle zu erstellen und die einzelnen Übungen dort zu dokumentieren. So haben wir ab Oktober die gesamten Übungen Tag für Tag in diese Tabelle eingetragen. Wir führten bereits über meine und auch Danys Blutdruckwerte einer Tabelle. Ein Glück, dass ich mich in Excel eingearbeitet habe, jetzt konnte ich mein Erlerntes in die Tat umsetzen.
Ich hatte jetzt ca. 8 Wochen die Lachs Omega genommen und wollte wissen, ob sich etwas am Cholesterinspiegel verändert hatte. Eine Blutkontrolle wurde veranlasst und ich war auf das Ergebnis gespannt. Das Ergebnis war super. Bingo, meine Cholesterinwerte waren super. Ab jetzt war Lachs Omega in meinem Vitaminhaushalt fest verankert. Dafür konnte ich mein Vitamin "B" Komplex auf 2 morgens und 2 abends reduzieren, meine Blutdruckwerte waren super, mein Ausschlag war weg und der "weiche Stuhl" war auch weg. Alles im festen und grünen Bereich... Gott sei Dank.
Was tierisch nervte war, dass Dany alle 10 Tage zu Dr. Albacht latschen musste um sich eine Bescheinigung abholte musste, damit wir von der Krankenkasse Geld für uns zu bekommen. Das war ein Gefühl, als würde man um Almosen bitten. Meine Krankheit/Behinderung war doch sonnenklar, dass ich nicht mehr ans Arbeiten komme. Vielleicht war ich zu empfindlich, aber für mich war das schon schikanierend.
Mein Gangbild wurde immer besser. Wenn ich von der Toilette ins Schlafzimmer ging, musste ich eine 180 Grad Linkskurve gehen. Mit sage und schreibe 6-8 Schritten habe ich diese Kurve bewältigt. Bevor es weiter ging, habe ich am Geländer an einem kleinen Balken meine Achillessehne und meine Waden gedehnt. Ein Stückchen weiter habe ich Kniebeugen gemacht. Anfangs bin ich oft hängen geblieben, weil die Kraft nicht ausreichend war und Dany musste mir helfen, wieder in den Stand zukommen. Aber jetzt war ich soweit, ich kam mit dem Po bis an die Verse und kam aus eigener Kraft wieder in den Stand. Erfreulich war auch, ich konnte beim Gehen meine rechte Hüfte etwas anheben und meinen rechten Arm fast baumeln lassen, wir waren auf dem richtigen Weg.
Mittlerweile hatten wir den 24. Oktober. An diesem Tag bin ich zweimal gefallen, - aber Hallo. Auf dem Weg zum Schlafzimmer kam ich aus dem Gleichgewicht und schon lag ich da. Einen Vorteil hatte ich, wenn ich nach hinten fiel, fiel ich langsam, sozusagen in Zeitlupe. Die Lage war sehr günstig. Dany zog mich an den Beinen bis in den Abschnitt, der ins Schlafzimmer führt. Als ich den Handlauf mit meiner linken Hand greifen konnte, nahm Dany meine rechte Hand und bei ein, zwei und drei, zog Dany und ich konnte mich zugleich an diesen Handlauf hochziehen. Ruckzuck stand ich wieder.
Als ich am späten Nachmittag wieder unterwegs war und zurück an meinem Schreibtisch ging, passierte es wieder. Genau in der Wohnzimmertüre trat ich mit meinem rechten Fuß auf den linken, kam ins Straucheln und fiel mit meinem rechten Brustmuskel genau auf den Griff meines Stockes. Plötzliche Panik, Dany wollte mich wieder aufstellen. Lass das, sagte ich, du kriegst mich doch alleine nicht hoch. Ratlosigkeit, was nun, ich lag da, wie ein Sack Zement. Dany schob hektisch die Couchgarnitur hinter mich, damit sie mich zumindest in die Sitzposition bringen konnten. Alle Versuche schlugen fehl und unsere Kräfte ließen allmählich nach. Dany sagte mir, ich gehe mal schauen, ob ich einen in der Nachbarschaft erwische. Wenig später kam sie mit Inge Künitz, eine Nachbarin, zurück. Ruckzuck stand ich wieder. Anscheinend hatte ich mir nicht wehgetan, so mein erster Eindruck, vielmehr hat es sich der Schreck bei mir gemütlich gemacht.
In der Tat, ich hatte mir nicht groß wehgetan. Ich spürte zwar den Aufprall, aber damit konnte ich leben und es verlief soweit alles ohne größere Komplikationen. Als Jutta ein paar Tage später kam, haben wir die Therapie im Wohnzimmer auf dem Hocker und an unsere Wohnzimmercouch gemacht. Unsere Wohnzimmermöbel haben mittlerweile als Trainingsgerät herhalten müssen. Ich beugte mich über die Couch, - die Höhe der Rückenlehne war für mich wie geeignet. Jutta hob abwechselnd ein Bein in der Streckung hoch, während ich wie ein Schluck Wasser in der Kurve über die Rückenlehne hing. Mamamia, das war Dehnung pur und ich fluchte innerlich wieder wie ein (...). In der Nacht ging es dann rund. Mir tat plötzlich der rechte Brustmuskel weh. Jeder Atemzug schmerzte und die Panik schoss wieder hoch. Verdammt dachte ich, da wird doch wohl nichts ernsthaftes sein. Durch mein Stöhnen wurde Dany wach. Sie beruhigte mich, dass wird vom Fallen sein und du hast dich bestimmt an der Couch tierisch verhalten. Prellen hin, prellen her, bei jedem Einatmen tat es tierisch weh und mir war nicht wohl dabei.

Am anderen Morgen ging es wieder einigermaßen und ich habe mich an diesem Tag überwiegend im Rollstuhl aufgehalten. Der Druck auf der rechten Seite war richtig heftig. Wir hatten Jutta angerufen um nach Rat gefragt. Sie sagte uns, es hängt mit dem Fallen zusammen und das sich bei der Übung an der Couch die Sache wieder aufgewühlt hat. Wir sollten es mit kalten oder warmen Umschlägen versuchen, - dass, was mir am besten bekommen würde, sollte wir machen und sollten zur Vorsicht Dr. Albacht konsultieren. Dieses haben wir letztendlich auch gemacht und Dr. Albacht stellte eine heftige Prellung fest. Gott sei Dank nur eine Prellung und nichts gebrochen. In den nächsten Wochen wurde die Therapie deswegen vorsichtig durchgeführt. Die Wirkung dieser Prellung sollte ich noch eine Zeit lang spüren.
Zu meiner Prellung kam noch ein Problem, der Zehennagel vom großen Zeh am linken Fuß war entzündet und er tat weh. Vor allem, wenn ich mit dem rechten Schuh darauf stand. Dany hatte Schiss, mir diesen Nagel im entzündeten Zustand zu schneiden. Also, musste eine medizinische Fußpflege her. Herr Westerveld, ein medizinischer Fußpfleger am Ort, der auch Hausbesuche machte, wurde konsultiert. Sein erster Kommentar war, ich sollte einen Teil des Nagels entfernen lassen, damit die Entzündung aus dem Nagelbett heraus geht. Nachdem er mit seiner Arbeit fertig war, ging es mir wesentlich besser. Wegen dieser Geschichte hatte Dany Dr. Albacht wieder gerufen, um mit ihm die Situation zu beratschlagen. Vom Entfernen hielt der Dr. Albacht nichts, er setzte auf eine Behandlung mit Betaisodona Salbe. Also, den Bereich einschmieren und verbinden.
Nächstes Problem, unser Küchenherd gab langsam nach 26 Jahren den Geist auf. Also musste ein neuer Herd her. Während der Herd eingebaut wurde, saß ich an meinem Schreibtisch. Langsam drückte meine Blase. Die Elektriker liefen hin und her und ich traute mich nicht, deren Weg zu kreuzen. Die Zeit drängte, genauso wie der Druck in der Blase. Hoffentlich verschwinden sie bald, es wurde eng. Endlich war die Aufbruchsstimmung da und die Herren Handwerker verabschiedeten sich. Als die Wohnungstüre ins Schloss fiel, setzte ich mich in Bewegung. Man, dass wurde auch Zeit. Als ich an der Wohnzimmertüre war, blieb ich stehen, der Druck meiner Blase war zu hoch. Ich fror in der Türe fest und rief entsetzt, Scheiße, ich kann nicht mehr einhalten und da lief es auch. Geistesgegenwärtig lief Dany ins Bad und kam mit Handtüchern bewaffnet angerannt. Meine Jogginghose wurde schwer wie Blei und mir war es peinlich ohne Ende. Nachdem Dany einen größeren Schaden verhindert hatte, setzte ich mit der bleischweren Hose den Weg zur Toilette fort. Noch in der engen Toilette befreite mich Dany von meiner Last. Als diese Prozedur beendet war, setzte ich mich, wie Gott mich im unteren Bereich meines Körpers geschaffen hat, in den Rollstuhl. Dany bestückte mich im Erdgeschoss mit frischer und trockener Kleidung und ich befand mich wieder auf der grünen Seite. Trotzdem, es war mir echt peinlich.
In dieser Zeit wurde auf einmal Frau Reiswich, meine Ergotherapeutin, aus innerbetrieblichen Gründen abgezogen. Kurzer Hand setzten wir uns mit dem Therapiezentrum Happel am Ort in Verbindung, um schnell einen Ersatz zu finden. Leider war immer noch keine Ergotherapeutin frei und man stellte uns auf die Warteliste. Anfang Januar könnten wir eventuell auf eine Ergotherapeutin hoffen. Therapeuten für Hausbesuche zu bekommen, war sehr schwer.

Anfang Dezember hatte mein Schwiegervater Geburtstag. Da ich nicht zu ihm konnte, hatten wir seinen Geburtstag bei uns gefeiert. Es sollte an diesen Tag eine Gans geben. Somit wurde der neue Herd eingeweiht. Dany hatte zu diesem Anlass selbstgemachte Semmelknödel gereicht. Wir haben ein Rezept aus Österreich und selbstgemachte Semmelknödel schmücken öfters unseren Speisenplan. Der Ganter, wurde knusprig braun auf den Tisch platziert. Wir bestaunten den braungebratenen Ganter und fingen an, zu kollabieren. Nachdem wir kurz darauf zu Ende kollabiert hatten, wurde er zerlegt. So wie er aussah, so hat er auch gemundet... und Danys Semmelknödel auch. Dany machte mir den Vorschlag, nach Weihnachten mit mir kontinuierlich KG zu machen, wie dehnen, durch bewegen und all die anderen Übungen, die wir bislang gemacht haben. Ich war echt überrascht, Dany hatte doch mit Planung, Konzept und Kontinuität nichts am Hut. Na ja dachte ich, da will ich mal nicht reinreden und Dany gewähren lassen.
Weihnachten rückte näher und mir war gar nicht danach. Ich fühlte mich in meiner Haut nicht wohl, besonders nicht, in der jetzigen Situation. Aber was soll’s, weg radieren konnte ich diese Zeit nicht. Es tummelte sich alles, Therapie, Weihnachtvorbereitungen, etc. – kurzum gesagt, Weihnachtsstress pur.
Am Heiligenabend forderte uns Nadine auf, wir sollten das Wohnzimmer für eine kurze Zeit verlassen. Gespannt auf das, was uns erwarten würde, verkrümelten wir uns ins Schlafzimmer. Was mögen die wohl vorhaben, haben wir gedacht? Nach kurzer Zeit kam Nadine und bat uns wieder ins Wohnzimmer. Nichts hatte sich verändert. Plötzlich klopfte es heftig an der Balkontüre. Nadine öffnete die Balkontüre und es kam der Weihnachtsmann herein. Mit tiefer Stimme sagte er, ach, da sitzt ja die Familie Arens und wartet auf Weihnachtsgeschenke. Im gleichen Atemzug wollte er von uns wissen, ob wir auch lieb waren. Wir waren alle sehr brav, habe ich gesagt und das unsere Mo ein ganz hartes und anstrengendes Jahr hinter sich gebracht hat, - sie war sehr, sehr fleißig gewesen. Da fehlt doch einer, wollte er noch wissen. Nadine sagte ihm, der Philipp musste noch mal kurz etwas erledigen, wie immer. Na gut sagte er, dann hat er eben Pech gehabt. Dann werde ich euch jetzt beschenken, ich muss anschließend weiter.
Anmerkung:
Das Jahr neigte sich dem Ende zu, ich konnte mit dem Ergebnis, was wir erreicht haben mehr als zufrieden sein.
Ich hatte nie gedacht, dass ich so schnell erfolgreich werden würde.
Hoffentlich bleibt es so.
Nachdem er uns beschenkt hatte, entschwand er wieder, mit einem schönen Gruß an Philipp, er möchte aber im nächsten Jahr anwesend sein. Kurz darauf kam Philipp und Dany sagte zu ihm: Mensch Philipp, da hast du gerade was verpasst, der Weihnachtsmann war gerade da, wir sollen dir schöne Grüße von ihm ausrichten und du möchtest nächstes Jahr zu Hause sein. Mit einem Schmunzeln im Gesicht sagte er, danke. Jetzt wurde es Zeit, auch den Weihnachtsmann zu bescheren. Da hatte uns der Weihnachtsmann richtig überrascht!
Am 1. und am 2. Weihnachtstag kamen unsere Eltern. Als Danys Eltern nach dem Kaffee wieder gingen, machte Dany ihr Versprechen war, es wurde in der Therapie geklotzt. Ich war gespannt, ob wir dieses Konzept beibehalten werden. Es war ja nicht mal eben mit der Hand wedeln oder Ringelpietz mit anfassen, es war schon harte Arbeit. Dany steckte viel Arrangement in ihre Arbeit und hat sich unermüdlich und mit großer Geduld der Therapie verschrieben.

Vieles geht zu zweit leichter!
Manches aber geht nur zu zweit!