
Mit einem, ach du lieber Schwan, schoben mich die Feuerwehrleute durch die Eingangshalle der neurologischen Fachklinik in Hilchenbach zum Aufzug. Nachdem ich an meinem Bestimmungsort angelangt war, verabschiedeten sich die beiden Feuerwehrleute mit einem alles Gute und viel Erfolg. Kurz darauf kam ein Pfleger an mein Bett und sagte: Hallo, ich bin Boris, ich räume jetzt ihre Sachen ein und wenn was ist, hier ist die Bimmel, einmal drücken und wir kommen. Wenig später kam der Stationsarzt und untersuchte mich. Soweit, so gut, jetzt lag ich in der Reha.
Mein Bett stand direkt am Fenster, sodass ich nach draußen schauen konnte. Aber durch die Doppelbilder hatte ich Schwierigkeiten, die Lage richtig zu erkennen. Aber, die Unterbringung hier ist richtig toll, - zum Krankenhaus, ein Unterschied zwischen Tag und Nacht. Also, hier kann man sich richtig wohl fühlen, und ich habe erst das Zimmer gesehen.
Am Nachmittag kam Herr Wagner und stellte sich als Logopäden vor und machte mit mir die ersten Versuche. Er war der erste Mensch in meinem Leben, der mir einen Joghurt einverleibte. Stopp, ich habe sofort zu verstehen gegeben, dass ich solche Mittel, auch wenn’s zur Therapie dient, verweigere. Gegen 18.00 Uhr kam ein großer, stämmiger junger Mann und brachte mir das Abendbrot. Er stellte sich als, Ziwi Falko vor und stellte das Tablett, auf dem ein Teller mit zwei Scheiben Weißbrot und Streichkäse stand, sowie ein Schälchen Apfelmus, auf mein Nachtschränkchen. Oh Larry, Käse, ich werde Jeck. Falko schaute mich verdutzt an und sagte: stimmt was nicht Herr Arens, ist was nicht in Ordnung? Ich gab ihm zu verstehen, dass ich der Art Produkte, wie Käse, Quark, Joghurt und Milch nicht mag. Warten sie mal, ich besorge ihnen schnell was anderes.
Falko verschwand und kam nach 10 Minuten wieder, mit 2 Scheiben Weißbrot, belegt mit Streichleberwurst. Er stellte mir den Teller auf die Ablage meines Nachtschränkchens und ging. An der Türe blickte er zurück. Können sie nicht alleine essen? Ich schüttete mit dem Kopf. Er kam zurück, setzte sich ans Bett und sagte, dann helfe ich ihnen. Ohne mit der Wimper zu zucken schob er ein Stückchen Brot nach und nach geduldig in meinem Mund. Zum Schluss fütterte er mich noch mit Apfelmus. Während ich das Apfelmus verspeiste, legte er meine Tabletten auf einem Löffel mit Apfelmus. Ah, jetzt dämmerte es, da ich noch nicht trinken durfte, war das Apfelmus eine Art Wasserersatz, um die Tabletten einzunehmen.

Am ersten Tag ging es richtig los. Zwischendurch kamen einige Schwestern und Pfleger und stellten sich vor. Ich war gerade mit dem Frühstück fertig (Weißbrot mit Streichleberwurst und Apfelmus), als plötzlich eine junge Frau an meinem Bett stand. Hallo Herr Arens, ich bin Tanja, ihre Physiotherapeutin, wir werden in den nächsten Wochen zusammen arbeiten. Ich schaute sie an und dachte: Was, das schmale Hemd will mich wieder ans Laufen bringen? Kurze Begrüßung und sie entschwand wieder. Kurz darauf stellte sich Harry Müller als mein Ergotherapeut vor. Ebenfalls ein kurzes Statement und auch er entschwand wieder.
Kurz vor Mittag hatte ich einen furchtbaren Druck auf der Blase, es tendierte schon mehr zu einem Krampf. Ich hatte das Gefühl, als wenn der Absperrhahn am Kathederbeutel verschlossen wäre und der Urin nicht ablaufen konnte. Heiliger Bimbam, was war das schmerzhaft. Somit hatte ich das erst mal mit dem Pfleger Rainer zu tun. Nachdem er gecheckt hatte, was los war, sagte er, wir müssen den Katheder wechseln. Schon wieder so ein neckisches Spielchen. Es ging sehr schnell, kaum sind die Pfleger da, sind sie schon wieder weg. Bevor man geschnallt hatte, was gebacken war, war der Spuk vorbei. Die Krämpfe haben aufgehört und ich lag munter im Bett und schaute Fernsehen.
Die Zeit verging und plötzlich, was ist das? Wieder diese Krämpfe. Hastig bimmelte ich nach Hilfe. Rainer stand wieder auf der Matte. Ich klagte wieder über diese unangenehmen Krämpfe. Er sagte, wir müssen den Katheder noch mal raus ziehen. Es begann wieder ein fröhliches Katheder raus, Katheder rein Spiel. Rainer meinte, dass ich im Krankenhaus zu wenig Flüssigkeit bekommen hätte und dadurch hatte sich der Urin stark konzentriert. Nebenbei hatte sich sehr viel Harngries gebildet, welcher den Katheder ständig verstopfte und zum krönenden Abschluss hatte ich auch noch eine Harnwegsentzündung. -- Tolle Wurst --
Jetzt wurde schweres Geschütz aufgefahren, man nahm den größten Katheder der zur Verfügung stand. Rainer hatte mir immer erklärt, was er macht. Somit konnte ich alles ein bisschen besser nachvollziehen. Mit diesem neuen Katheder wurde zugleich eine Blasenspülung vorgenommen. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich so ein Problem mit meiner Blase hatte. Ein riesengroßer, mit klarer Flüssigkeit gefüllter Plastikbeutel wurde an den Infusionsständer gehangen und dieser am Katheder angeschlossen. Etliche Liter Flüssigkeit wurden nun durch meine Blase gespült, ich kam mir vor wie ein Wasserkraftwerk. Der Kathederbeutel musste jetzt pausenlos entleert werden. Rainer zeigte mir das Blut, was mit heraus gespült wurde. Sehen sie, sagte er, aber das wird bald aufhören, wenn die Blase richtig durchgespült wird. Mit jedem Tropfen Wasser, der die Blase durchspülte, ging es mir besser und die Krämpfe wurden immer weniger.

Am Tag ließ meine Harnwegsentzündung war, aber ich war noch nicht therapiefähig und hatte noch Schonzeit, somit langweilte ich mich über die Runden. Mein Zimmernachbar hatte derweil Besuch und ich war schon etwas neidisch. Bis ich Besuch bekomme, dauert noch dachte ich so, als es plötzlich an der Türe klopfte. Dany und Philipp traten ins Zimmer. Wow, was habe ich mich gefreut. Dany und Philipp hatten Sehnsucht nach mir, und sie nahmen die Gelegenheit wahr, die Anfahrt zur Reha auszukundschaften.
Ich hatte Dany von meinen ersten Eindrücken und von der Harnwegsentzündung erzählt, während Philipp die Cafeteria erkundete und mir anschließend über deren Angebote berichtete. Oh sagte ich, wenn ich wieder essen und trinken darf, dann werden wir zwei dort mal so richtig zuschlagen. Die Zeit verging viel zu schnell und die beiden machten sich bei Zeiten wieder auf den Weg nach Hause. Schon war es wieder Abend und Falko saß bei mir am Bett und fütterte mich.

Der Freitag war ziemlich langweilig. Herr Wagner standplötzlich auf der Matte mit einem Becher zerkleinertes Eis. Mit einem großen Wattestäbchen, was vorher in der zerkleinerten Eismasse verweilte, stimulierte er mein Gaumensegel. Nicht nur mein Gaumensegel wurde stimuliert… auch mein Würgereiz kam auf seine Kosten… ich röhrte wie ein Hirsch auf der Station C1. Als Herr Wagner ging, habe ich ihn gefragt, ob ich ein Stück Käsekuchen essen dürfte, denn er wäre in seiner Beschaffenheit doch weich. ER nickte und meinte, ja, aber nicht den harten Kuchenrand.
Als Pfleger Frank da war, habe ich ihn gebeten, bitte meine Frau anzurufen und ihr ausrichten, sie möchte mir beim nächsten Besuch ein Stück Käsekuchen mitbringen.
Allmählich verspürte ich in der Darmgegend etwas Unruhe, ich nahm meine Klingel und bimmelte nach Hilfe. Wenig später kamen Nicole und sagte zu mir, wir kommen gleich. Sowie die Unruhen zunahmen, so unruhiger wurde ich und wartete sehnsüchtig auf Hilfe. Die Situation spitzte sich zu und wollte noch mal klingeln. Es war zu spät, die Unruhen haben plötzlich aufgehört und die Sauerei war da, - was war mir das peinlich. Wenig später kam Nicole und wollte mir helfen. Ich sagte ihr, es ist mir äußerst unangenehm und peinlich, mir ist was Schlimmes passiert. Sie nahm die Decke hoch und sah das Malheure.
Ich schwamm in der (Sch..ße).
Sie rief sofort ihren Kollegen Boris und bat ihn um Hilfe. Beide versuchten mich aus dieser prekären Lage zu befreien. Ich war so neben der Spur und fing vor lauter Verzweiflung an zu weinen. Die werden bestimmt höllisch sauer auf mich sein, dachte ich. Doch Boris klopfte mir auf die Schulter und sagte: „Machen sie sich nichts daraus, dass ist doch nicht schlimm, dass ist gleich wieder in Ordnung, dafür sind wir ja da“. Dieser Satz sollte mich milde stimmen. Trotzdem war mir das sehr unangenehm. Ein kleiner Trost blieb mir, am anderen Tag war Wochenende und es gab Käsekuchen.

Am Sonntagmorgen trat auf einmal Schwester Ina vor meinem Bett. Herr Arens, was halten Sie davon, wenn ich Sie heute Morgen mal dusche? Über meiner Stirn tauchten die drei ??? auf. Äh, duschen, am Sonntag, ließ ich über meine Lippen fließen. Klar, sagte Ina mit strahlendem Gesicht, ich breite alles vor und dann können wir. Habe ich etwa wie ein Puma gestunken? Quatsch, dachte ich, man hat mich doch bisher vorzüglich gepflegt. Wenig später rauschte Schwester Ina mit einem Duschstuhl heran. In meinen Gedanken stellte ich mir das Duschen vor, wie in einer Autowaschanlage, jede Menge rotierende Bürsten um mich herum.
Ruckzuck saß ich, wie Gott mich geschaffen hat, auf dem Duschstuhl und Ina schob mich ins Badezimmer. Die Vorstellung konnte beginnen. Als die ersten Wasserstrahlen meinen Körper passierten, ging die Sonne auf, ein unvorstellbares Gefühl. Das war der Hammer, bin in der Dusche, yeeaaah. Nach der Trocken- und Ankleidephase war ich ein komplett anderer Mensch.

Endlich ging es los, Tanja eröffnete den Reigen. Sie setzte mich in den Rollstuhl und nahm mich mit in den Gymnastikraum. Doch bevor es mit der Therapie losging, kam Harry Müller hinzu und hat meinen Rollstuhl vermessen. Der passt doch, sagte ich. Das ist richtig antwortete er, aber wir müssen das machen, damit der Rollstuhl genau für sie passt, wenn sie wieder nach Hause kommen. Ich habe das im ersten Moment gar nicht geschnallt.
So, die Maße waren festgelegt und Tanja schob mich in den Gymnastikraum, der am Ende der Station war. Auf dem Weg dorthin fiel der Groschen, wenn ich nach Hause komme, brauche ich einen Rollstuhl, weil ich nicht mehr gehen kann. In meinen Gedanken war plötzlich Kirmes und mir schoss der Schreck in die Knochen. An der Gymnastikbank angekommen, fing ich bitterlich an zu weinen. Tanja stand ratlos da. Was ist passiert, Herr Arens? Ich werde nie mehr gehen können, schluchzte ich. Wie kommen sie darauf? Ja, wenn ich einen Rollstuhl habe, dann ist das doch klar. Ach was Herr Arens, das ist doch nur eine Formalität, dass wird bei jedem Patienten gemacht, der neu in der Klinik kommt. Da klang ziemlich beruhigend, aber ich habe der Sache nicht getraut.
Herr Arens, ich setze sie jetzt mal auf die Bank, fuhr Tanja fort. Nach einer kurzen Erklärung, wie Tanja mich transferieren wird, saß ich auf der Gymnastikbank. Der absolute Hammer, während Tanja ein Gestell aus der Ecke holte, saß ich, ohne das mich einer festhielt, auf der Bank. Tanja schob dieses Gestell vor mich und sagte: ich helfe ihnen jetzt aufstehen und dann halten sie sich bitte hier an den Griffen fest. Sie forderte mich auf, zu gehen. Geschwächt und unsicher setzte ich den ersten Fuß vor, dann denn nächsten. Langsam schlürfte ich eine kleine Runde durch den Gymnastikraum. In war überwältigt, ich bin das erste Mal seit langen wieder gegangen und musste vor lauter Freude weinen. Aber so einfach war das nun auch wieder nicht, es stand noch jede Menge Arbeit bevor. Tanja gab sich sehr viel Mühe und es sollte... von Tag... zu Tag... besser gehen.


Pfleger Frank hatte Frühdienst und machte bei mir die Morgenwäsche. Zum Schluss wurde meine PEG verarztet. Als krönenden Abschluss zeichnete Frank mir Figuren auf den Verband. Da es in der Vorweihnachtszeit war, schmückte ein Tannenbaum den Verband. Doch die Kreatur konnte ich nicht identifizieren. Was soll das sein, fragte ich Frank. Sehen sie das nicht, dass ist ein Fuchs in der Tannenschonung. Tja sagte ich, sieht ehr aus wie ein kleines Partywürstchen im Busch. Wieso eigentlich Fuchs, wollte ich wissen. Ja, sagte Frank, den werde ich heute Abend schießen. Schießen, antwortete ich. Ich bin in meiner Freizeit Jäger, ein Hobby von mir. Schon waren wir im Gespräch. Mein Großvater in Dillenburg war auch Jäger und Ferdl, wo wir immer in der Steiermark Urlaub machten, war auch Jäger. Die Zeit drängte, und das Gespräch war schnell beendet.
Es war schon sehr spät. Als ich den Fernseher ausschalten wollte, ging die Türe auf und Frank stand in Zivil im Türrahmen. Freudestrahlend kam er auf mich zu und berichtete mir vom erlegten Fuchs. Da war das Gespräch, was am Morgen zeitlich beendet war, wieder da. Begeistert erzählte er mir von seinem Hobby als Jäger. Ich erzählte ihm, dass mein Großvater auch Jäger war und dass ich in meiner Kindheit seinen Jagdhund Wotan, wenn wir auf Besuch waren, führen durfte. Die Jägersleute, wo wir immer Urlaub machten, waren bis zur Pensionierung, Jagdaufseher. Sie führten in einem Tal eine Jagdhütte, die an einem Wasserfall lag, welche auch bewirtet und man konnte sich dort ein Speckbrot, ein Bier und Obstler so richtig munden lassen. Dort war alles „Romantik pur“. Wir tauschten noch einige Zeit unsere Erlebnisse aus, - es war sehr interessant. Pfleger Frank hieß ab jetzt in unserer Familie, Ferdl, - wie der steirische Jäger.

Ich saß jetzt den Tag über im Rollstuhl und konnte mich einigermaßen gut fortbewegen. Auch meine Verständigung wurde Stück für Stück besser. Das war für mich der Anlass, mich mit dem Rollstuhl etwas weiter von der C1 zu entfernen. Ein kleines Türchen zu Eingang war mein erster Ausflug alleine. Ich war überrascht, wie flott ich mit dem Rollstuhl unterwegs war, was nicht heißen sollte, dass der zukünftig mein Freund sein sollte. Zufrieden mit mir fuhr ich zurück zur Station C1.
Am Aufzug angekommen, Knöpfchen gedrückt und ein paar Sekunden später machte es Bimm, der Lift war da. Mit Schwung fuhr ich in den Lift und drückte im Vorbeifahren den Knopf nach oben, und das mit Doppelbildern. Während ich mit dem Wendeprozess in der Kabine beschäftigt war, ging die Aufzugtüre zu. Ich stand schon Richtung Ausfahrt und dachte, der braucht aber lange bis in die erste Etage. Kaum zu Ende gedacht, Bimm, ging die Türe auf. Draußen warteten einige Leute und mit einem freundlichen „Hallo“ machten sie Platz und ließen mich raus. Nach ein paar Metern stutze ich, komisch, hier war ich doch gerade. War das etwas „versteckte Kamera – Verstehen Sie Spaß?“ Ich wollte doch eigentlich auf die Station. Neuer Versuch und ich bin vorsichtig in den Aufzug gefahren. Diesmal habe ich genau auf das Bedienfeld des Aufzuges geschaut und vorsichtig auf die „1“ gedrückt. Gewonnen, ich war am Ziel. Kein Wunder, dass ich beim ersten Versuch nicht weiter kam, ich hatte statt auf der „1“ auf „E“ gedrückt.

Zwischen den Therapien verbrachte ich meine Zeit auf dem Zimmer. Irgendwie verspürte ich in der Darmgegend ein unruhiges Gefühl. Bisher wurden derartige Problem mit „der Bettpfanne“ gelöst. Also, bimmeln, und wenn einer kommt, ins Bett und auf die Pfanne. Die Türe ging auf und Boris stand in der Türe. Was kann ich für sie tun, wollte er wissen. Ja, druckste ich rum, ich müsste mal, können sie mich bitte ins Bett legen und die Panne.... Boris unterbrach mich und sagte, wir machen das anders.
Er öffnete die Badezimmertüre und schob mich darein. Bevor ich sagen wollte, ich kann das noch nicht, hatte er mich in Position gefahren, Bremsen befestig und ich hing in seinen Armen. Jetzt noch ein bisschen Musik und wir hätten einen Schmuseblues hingelegt. Wie ein Artist drehte er mich zu der Keramikeinrichtung. Mit einer Hand hielt er mich feste und mit der anderen zog er meine Hosen runter. Den Kathederbeutel hatte er schon an die Haltestange gehangen. Prüfend sah er mich an. Sitzen sie gut? Jo, passt, gab ich zu verstehen. So sagte er, hier ist die Schnur, wenn sie fertig sind, oder Hilfe brauchen, dran ziehen und Hilfe naht.
Ich habe diese Minuten richtig genossen. Es wurde Zeit, die Schur zu ziehen. Mein Hilfesignal klang über den Flur. Die Türe ging auf und Boris wollte wissen, Ziel erreicht. Ich nickte und er rief Unterstützung herbei. Zwei Hilfen rückten an und man hob mich hoch. Die Reinigungsaktion konnte beginnen. Ich habe da gehangen, wie ein Dummy. Mit wenigen Handgriffen wurde meine Kleiderordnung wieder hergestellt, eine gekonnte Drehung und ich saß wieder im Rollstuhl. Meinen Kathederbeutel noch unter den Rollstuhl gehangen und… aus die Maus.
Ich wurde zu Harry Müller, dem Ergotherapeuten gefahren, der mich jetzt unter seine Fittiche nahm. Er stellte mir eine beheizte Schüssel mit kleinen Steinchen auf den Tisch, in dem ich meine Hände legen sollte. Es war ein angenehmes Gefühl und die Wärme tat richtig gut. In einer der nächsten Therapiestunden musste ich meine Hände in einem mit warmem Wachs gefülltem Behälter tauchen. Anschließen wurden beide Hände in eine transparente Folie gewickelt und anschließend mit einem Handtuch umhüllt, damit die Wärme erhalten blieb. So verharrte ich einige Minuten auf der Therapiebank. Harry Müller und ich tauschten währenddessen Computererfahrungen aus. Nachdem ich wieder von dieser Masse befreit worden war, hatte ich ein sehr angenehmes Gefühl in meinen Händen. In der Ergotherapie ging es erstaunlich gut voran. Auch mein Logopäde Herr Wagner, verzeichnete Erfolge. Er behandelte mich weiter mit dem in Eis eingetunkten Wattestäbchen, wir machten Stimmübungen und ich musste Wörter, manchmal sogar ganze Sätze nachsprechen. Es war mitunter ein harter Kampf, was in der Physiotherapie, in der Ergotherapie und in der Logopädie ab ging, - es war nicht immer einfach, aber der Erfolg sollte die Mühe quittieren.

Neben den Therapien hatte ich auch einige Sitzungen bei Dominik Berger, er war einer der Psychologen in der Klinik. Als meine erste Stunde bei ihm war, hatte ich nicht das Gefühl, bei einem Psychologen zu sein. Er machte einen coolen Eindruck und er schien noch ziemlich jung zu sein. Ihm musste ich einiges über mich erzählen, wo ich herkam, meine berufliche Herkunft und was ich für Interessen hatte. Dann kamen wir auf das Thema Schlaganfall zusprechen, mit all seinen Höhen und Tiefen. Das Gespräch ging mir voll an die Substanz und ich fing an zu weinen. Dominik Berger blieb ruhig und gelassen, während ich einen höllischen Kampf mit Seele und Moral hatte. Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, sprachen wir über die psychischen Auswirkungen und Belastungen eines Schlaganfalles.
Die Folgen sind sehr schwer weg zu stecken und die Behinderung, egal ob motorisch und/oder sprachlich, das muss man erst mal verstehen lernen. Sich plötzlich nicht mehr richtig bewegen können und/oder sich schwer oder gar nicht artikulieren zu können, ist ein riesengroßer Einschnitt in die persönliche Freiheit und lässt sich im gesunden Zustand gar nicht nachvollziehen. Dominik Berger machte mit mir jetzt jede Menge optische und geistige Tests. In allen Tests habe ich gut abgeschnitten. Ich habe es sogar geschafft, achtstellige Zahlen zu merken, sie kurz darauf vor- und rückwärts aufzusagen.

Die Doppelbilder gingen mir richtig auf den Senkel. Nach meiner Anfrage ob die Doppelbilder nicht mal ärztlich kontrolliert werden könnten, wurde ich kurz darauf zu einem Augenarzt gekarrt.
Jetzt saß ich in einem überfüllten Wartezimmer und wartete, dass ich dran kam. Mir war es äußerst peinlich, dass der Kathederbeutel unter meinem Rollstuhl zu sehen war. Ich war gespannt, was der Augenarzt über den Zustand meiner Augen sagen würde. Äußerlich sah es gar nicht danach aus, als würde ich schielen. An den Gedanken, dass der Zustand der Augen so bleiben könnte, da habe ich nie dran gedacht. Plötzlich hatte ich große Angst. Was ist, wenn der Zustand doch so bleibt?
Endlich war ich dran. Nachdem ich dem Augenarzt meine Probleme geschildert habe, hat er mich untersucht. Aufgeregt und nervös fieberte ich dem Resultat der Untersuchung entgegen. So, sagte der Augenarzt, ich werde ihnen für ihre Brille eine Prismen Folie verschreiben und das rechte Glas ihrer Lesebrille werden wir mit einer dichten Folie abkleben, damit sie ungehindert lesen können. Das mit den Doppelbildern wird in der nächsten Zeit wieder weggehen. In diesem Augenblick hätte ich aus dem Rollstuhl springen können, so erleichtert war ich.
Mit einem Rezept in der Hand brachte man mich zu einem Augenoptiker, der direkt im Haus sein Geschäft hatte. Während ich im Geschäft auf den Wagen zum Rücktransport wartete, wurden schnell die Formalitäten erledigt. Während dieser Zeit lief im Hintergrund leise Weihnachtsmusik und draußen fing es an zu schneien. Im und vor dem Geschäft war alles weihnachtlich geschmückt. Ehrlich gesagt, es war ein Scheißgefühl. Das einzig erfreuliche war in diesem Moment, dass die Doppelbilder irgendwann in der nächsten Zeit verschwinden.

Bis jetzt lief alles glatt, ohne Einschränkungen und ohne Komplikationen. Das einzige was mich störte war, dass meine Gelenke in den Beinen schmerzten. Wenn man mich aus dem Bett in den Rollstuhl transferierte, hatte ich heftige Schmerzen, und es störte auch ein bisschen bei den Therapien. Eines Abends lag ich im Bett und meine Gelenke in den Beinen schmerzten. Nachdem ich geklingelt habe, kamen Schwester Nicole und Schwester Ina. Ich habe sie gefragt, ob sie mir eine Diclac gegen meine Gelenkschmerzen geben könnten. Sie könnten mir jetzt nicht so einfach was geben, dass müsste Morgen der Arzt entscheiden und verschwanden wieder. Ich habe noch mal gebimmelt und wieder wegen einer Diclac gebettelt. Nichts, aussichtslos - keine Diclac. Die Schmerzen wurden so heftig, dass ich sogar geschrien habe. Man, war mir das peinlich.
Mein Gebrüll war so heftig, dass Schwester Nicole und Schwester Ina wieder ins Zimmer kamen. Ich sagte ihnen, könnt ihr wirklich nichts machen, die Schmerzen sind enorm. Ich habe sie gebeten, ob sie mir nicht doch eine Diclac geben könnten, ich würde das auch verantworten, Hauptsache, die Schmerzen lassen nach. Es war ihnen nicht geheuer. Dann fragt bitte den Arzt, der Nachtdienst hat, bat ich die beiden. Nach einer Weile bekam ich dann diese Diclac und die Schmerzen gingen langsam zurück. Am anderen Morgen habe ich dem Stationsarzt diese Probleme geschildert und von da bekam ich für die nächste Zeit zusätzlich Diclac und meine Probleme waren behoben.
Anmerkung:
Jetzt werden sicher einige sagen, aha, schon wieder so ein Vitaminheini.
Macht nichts, ich bin mit Vitaminen in Form von Nahrungsmittelergänzung (auf pflanzlicher Basis) immer sehr, sehr gut gefahren und seit dem Sommer 1984 nicht ein einziges Mal krank gewesen.
Vor vier Jahren hatte ich das Buch „Das Spurenelement Selen“ von Professor Hademar Bankhofer gelesen. Ich bin kein großer Leser, aber dieses Buch habe ich regelrecht verschlungen, nicht nur einmal, nein, mehrere Male. Seitdem nehme ich täglich „Selen E“ zu mir und hatte seit dieser Zeit keinerlei Probleme mit meinen Gelenken gehabt. Jetzt habe ich rund vier Wochen keine „Selen E“ mehr genommen und mein Selenspiegel war bestimmt gewaltig geschrumpft, das war meine einzige Erklärung.
Am Nachmittag des 16. Dezember kam Herr Wagner zu mir aufs Zimmer und machte mit mir das Gaumensegel- und Trinktraining. Nach der Stimulierung meines Gaumensegels trank ich erst versuchsweise von einem Teelöffel etwas Wasser, anschließend durfte ich schluckweise Wasser aus einem Glas trinken. Am Ende dieser Therapiestudie sagte er zu mir: morgenfrüh wiederholen wir diese Übung noch mal und dann gehe ich davon aus, dass Sie wieder trinken können und dürfen. Ding Dong ging es ihn meinen Ohren. Wieder trinken, habe ich richtig gehört, „wieder trinken“. Eine Hiobsbotschaft vom feinsten und wieder einen Schritt weiter. Nicht schlecht, Frau Specht.

Schon wieder ein besonderer Tag. Ich war gerade von der Ergo zurück, da kam auch schon Herr Wagner. So Herr Arens, wollen wir es noch mal versuchen? Hoffentlich funktioniert es, dachte ich. Wieder machte er mir diese Übung und zum Schluss musste ich wieder kleine Schlucke Wasser trinken. Geschafft sagte Herr Wagner, das sieht sehr gut aus, sie dürfen wieder trinken..... aber bitte vorsichtig, gehen sie es am Anfang lieber langsam an. Ja, ja sagte ich, ich passe schon auf. Könnte ich eventuell morgen mit meiner Frau in der Cafeteria Kaffeetrinken? Natürlich sagte er, aber nicht verbrennen sie sich nicht und sagte er, sie können zum Frühstück wieder Kaffee trinken. Wow sagte ich, dat is’n Wort. Er verabschiedete sich und sagte, ich lasse ihnen jetzt eine Flasche stilles Mineralwasser bringen. Gespannt wartete ich auf meine erste Pulle. So Herr Arens, sagte Boris, dann lassen sie es sich gut schmecken.
Boris war gerade aus dem Zimmer, da bin ich schnell zu meinem Schränkchen gefahren und habe mir etwas Wasser ins Glas geschüttet. Perfekt, ohne Probleme mein erstes Glas habe ich versenkt und es hat keine 10 Minuten gedauert, da war die Pulle leer. Wenig später hatte ich die zweite Flasche auf meinem Schränkchen stehen. Auch diese habe ich kurz darauf versenkt. Ich war der glücklichste Mensch auf der Welt, endlich wieder trinken.
Am anderen Morgen habe ich gespannt auf Dany gewartet, ich wollte unbedingt mit ihr in die Cafeteria. Endlich waren sie da. Überhasstet habe ich gesagt, los, lass uns in die Cafeteria fahren.
Alle haben mich angestarrt, als ich den Wunsch geäußert habe, einen Cappuccino haben zu wollen. Das sind Erfolge, wo sich eben alle dran erfreuen können. Ich habe auch seit langen meine erste Cola getrunken, obwohl ich kein Cola Trinker bin, - aber ich habe es genossen. Ich bat Dany, mir am anderen Tag meine heißgeliebten „Selen E“ mit zubringen. Es war einfach herrlich, ich durfte wieder trinken, meine Gelenkschmerzen waren erträglicher geworden, ja, ich war trotz meines Schicksals zufrieden, obwohl die Vorweihnachtszeit arg auf mein Gemüt drückte.
Am Tag darauf, nach dem Mittagessen, kamen Dany, die Kinder und meine Eltern. Hast du meine „Selen E“ mitgebracht, wollte ich von Dany wissen, bevor wir uns begrüßten? Natürlich sagte sie und hatte sie schon in der Hand. Um mich zufrieden zustellen sagte sie, sag doch erst mal guten Tag, dann gebe ich dir eine. Ich kam mir vor wie ein Drogenabhängiger. Aber Spaß beiseite, mit „Selen E“ habe ich in den letzten vier Jahren sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht und ich bin gut damit gefahren, mein Körper spricht sehr gut auf „Selen E“ an. Mit Erlaubnis von Dr. Loevenich nahm ich wieder meine „Selen E“.
Meine Mutter hatte mir selbstgemachten Kartoffelsalat und eine Zuchthauspraline mit gebracht. Zwar war vor 2 Stunden erst Mittag, aber die Portion Kartoffelsalat und die Frikadelle waren „ein MUSS“, - sagen wir mal, heimische Gefühle. Das war seit dem 15.11.1999 wieder ein absolutes Highlight. Leider war es nur ein kleines Schälchen mit Kartoffelsalat - zu wenig für eine Einmannparty. Aber dafür ging’s in die Cafeteria. Meine Eltern staunten nicht schlecht, als ich mir einen Cappuccino bestellte. Das sind so Kleinigkeiten, wo sich die Familie drüber freut, - Schritt für Schritt ins normale Leben zurück.
Nichts desto trotz, Weihnachten rückte immer näher und, es war so sicher, wie das Amen in der Kirche, dass ich Weihnachten nicht zu Hause sein würde. Ich bat Dany zu Hause alles so herzurichten, wie an allen anderen Weihnachten. Aber, die Kinder lehnten energisch ab, - kein Papa, keine Weihnachten. Sie wollten am Heiligabend kommen und an den anderen Feiertagen mit den Eltern.
Währenddessen liefen die Therapien auf Hochtouren. Mit jedem Tag wuchsen meine Fortschritte. Am Ende der Therapiestunde bei Tanja, habe ich sie gefragt: Tanja, ich würde gerne zwischen den Therapien noch ein bisschen üben. Ich würde gerne mit dem Rollstuhl vor das Fußende meines Bettes fahren, die Bremsen feststellen, mich am Bett festhalten und das Aufstehen, sowie das Stehen trainieren, ich habe für Weihnachten etwas vor. Prima Herr Arens, antwortete mir Tanja, wir fahren auf ihr Zimmer und sie zeigen mir, was sie vorhaben. Nachdem ich ihr gezeigt hatte, wie ich mir das gedacht hatte, sagte sie: OK Herr Arens, aber passen sie bitte gut auf. Bingo, jetzt konnte ich zwischendurch mein kleines Training durchziehen und meinem Ziel entgegen arbeiten.

Bei Frau Schüller nahm ich mittlerweile an einer Gruppentherapie teil und absolvierte zwischendurch meine Trainingszeiten am Motomed, einem Fahrrad, wo man im Rollstuhl sitzend, die Beinmuskeln trainieren und kräftigen konnte. Auch am 22. Dezember nahm ich bei ihr an dieser Gruppentherapie teil. Wenn ich so überschlage, waren Herr Sumiri, ein Leidensgenossen von meiner Station und ich die jüngsten Teilnehmer dieser Runde, der Rest der Herren war schon im gehobenen Alter. Aber, dass machte keinen Unterschied, alle saßen im Rollstuhl, einige konnten sprechen, ein Teil schlechter und einige überhaupt nicht. Dennoch saßen wir alle in einem Boot. Wir hatten viel Spaß in der Runde und wenn einem der Luftballon beim Weiterreichen durch die Lappen ging, mussten alle herzhaft lachen. Kurz vor Ende dieser Therapiestunde stellte Frau Schüller die Frage, wer den auf die Weihnachtsfeier geht. Wie auf Knopfdruck fingen alle zu weinen an. Das war eine Situation für mich. Ich bin schon anfällig genug, was die Weihnachtszeit angeht und jetzt das. Mir blieb nichts anderes übrig, als den Kasper raushängen zu lassen und Blödsinn zu machen. Plötzlich fingen die anderen an, zu lachen, da habe ich noch mal richtig Gas gegeben. Alle waren am Lachen und ich hatte es geschafft, die Tränen zu stoppen.
Als nach dieser Therapiestunde die Türe der Gymnastikhalle aufging, stand Philipp mit meiner Schwiegermutter da. Sie haben mich abgeholt und sind dann mit mir zur Cafeteria. Dort warteten Dany und mein Schwiegervater. Das war das erste Mal, dass ich sie seit unserer Silberhochzeit wieder gesehen habe. Bei Kaffee und Käsekuchen diskutierten wir über meine Situation. Meine Schwiegereltern waren recht erstaunt, dass ich so motiviert war. Wir haben richtig herumgealbert. Was soll’s, trauern kann man immer noch. Ich war so gut drauf, dass ich zu meinem Schwiegervater gesagt habe: Komm, Top die Wette gilt, spätestens im Sommer 2001/2002 machen wir zwei eine Bergwanderung auf die Gollinghütte in den Schladminger Alpen. Er schaute mich an und sagte, Wette angenommen. Auch wenn es in diesem Augenblick nicht so aussah, ich fühlte mich so motiviert und wusste, wenn das so weiter geht, ich dieses Ziel locker erreichen würde. Für mich war das jetzt eine klare Zielsetzung.
Dany hatte mir etwas Brokkoli Salat und eine Frikadelle mitgebracht. Nachdem wir Kaffee getrunken hatten sind wir wieder auf die Station und haben uns in den Gemeinschaftsraum gesetzt. Genüsslich habe ich den Brokkoli Salat samt der Frikadelle verputzt. Währenddessen habe ich erzählt, dass ich die Stufe 2 erreicht habe, was die Fortschritte in der Nahrungsaufnahme, spricht "Essen" angeht. Meine Schwiegermutter warf ein, dass ich aber nach meinem Appetit schon einige Stufen höher sein würde. Wir flachsten noch eine Weile rum und die Zeit war wieder da, dass Dany mit Anhang wieder nach Hause musste. Hiermit war der Erstkontakt mit meinen Schwiegereltern auch erledigt.

Jetzt war ich gerade mal zwei Wochen in der Reha und konnte mich mit dem Rollstuhl frei bewegen und meine Artikulation war sehr brauchbar geworden. Ich war schon so selbständig, sodass ich mir in der Cafeteria alleine etwas kaufen konnte. So traurig, wie ich über meinen Zustand war, so erfreulich war ich, dass ich wieder den Umständen nach selbständiger und beweglicher wurde. Es war ein Wechselbad der Gefühle. Obwohl es sehr gut voran ging, war ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden. War ich vielleicht zu ungeduldig, ging es mir nicht schnell genug? Ich wusste es nicht. Vielleicht war ich auch ziemlich durch den Wind, weil Heiligabend vor der Türe stand und ich mit meinen Gedanken ständig zu Hause war. Es war schon ein ziemlich beschissenes Gefühl.
Eine riegengroße Überraschung wartete auf mich. Es war Mittag und Herr Wagner nahm mich mit, in den Gemeinschaftsraum, Schob mich vor einem Tisch und stellte mir ein Tablett vor die Nase. Er nahm die Hauben hoch und es kam ein Mittagessen zum Vorschein: Tomatencremesuppe, ein Hacksteak mit Zwiebelsoße, Mischgemüse und Herzoginnenkartoffeln. Als Nachtisch gab es eine Vanillecreme. So sagte Herr Wagner, nun essen sie mal, aber fangen sie bitte mit dem Hauptgericht an, ich möchte mal sehen, wie das mit dem Essen so funktioniert. Er beobachtet mich, wie ich aß und wie ich das Essen herunterschluckte. Nach dreimal sagte er: Mensch, Herr Arens, das ist ja super, wie sie essen. Ich sehe dass sie richtig essen und schlucken können und werde ab jetzt für sie normales Essen bestellen.
Ich dachte, ich bin im falschen Film und habe Herr Wagner noch mal gefragt, habe ich richtig gehört, ab jetzt kann ich wieder richtiges Essen zu mir nehmen, nicht mehr diese passierte Sch..ße? Richtig sagte Herr Wagner. Kann ich bitte zum Frühstück Brötchen haben und zum Abendbrot wieder normales Brot mit richtiger Wurst, unterbrach ich ihn. Natürlich sagte er, dass ist Stufe drei, mehr geht nicht und er verabschiedete sich. Ich habe total vergessen, dass ich noch ein köstliches Mahl vor mir stehen hatte. Schnell habe ich mein Hauptgericht unter die Warmhaltehaube gestellt und mich über die Tomatencremesuppe hergemacht. Gut, dass ich alleine im Gemeinschaftsraum, wenn mich einer gesehen hätte, der hätte bestimmte gedacht, der hat sie nicht alle. Das Hacksteak war für mich in diesem Moment wie ein Festmenü und habe es genossen wie ein fürstliches Essen in einem Feinschmeckerrestaurant. Das war für mich wieder ein sehr großer Schritt nach vorne.

Nun kam der Tag, der sich nicht verhindern ließ und vor dem ich mich dieses Mal fürchtete, der Heiligabend. Auf der Station lief alles normal, bis zum Mittag hatte ich noch Therapien. Die Schwestern, Pfleger und die Therapeuten waren in Festtagsstimmung und gegen Mittag, als einige von ihnen nach Hause gingen, wurde es still. Ich löffelte in meinem Eintopf herum und meine Stimmung sauste mit einer rasanten Geschwindigkeit in den Keller, meine Stimmung kippte auf einmal. Ich spürte, wie die Moral langsam an zu kochen fing. Kurz entschlossen setzte ich mich in Bewegung und bin in den Gymnastikraum am Ende der Station gefahren.
Ich wollte einfach alleine sein. Außer mir war keiner da. Mir ging die Zeit, in der wir den Heiligen Abend mit allen Vorbereitungen verbrachten durch den Kopf. Die Spannung, der Geruch vom Tannenbaum, die Aufregung der Kinder, ja, das ganze Spektakel. Es war immer ein besonderer Tag. Und jetzt sitze ich, behindert in einer Reha, in einem Rollstuhl und warte auf meine Lieben. Draußen tanzten ein paar Schneeflocken am Fenster vorbei und der innerliche Druck wurde immer größer und ich versuchte meine Traurigkeit, meine Tränen zu unterdrucken. Keine Chance, ich habe dann meinen Gefühlen freien Lauf gelassen und mir den ganzen Frust von der Seele geheult. Nach einer Weile hatte ich mich wieder beruhigt und musste dran denken, dass es vielen anderen in der Reha genau so ging, wie mir. Na ja, dachte ich mir, fort laufen kann ich nicht und muss der Tatsache halt ins Auge sehen. Ich glaube, es war gut, sich den Frust von der Seele zu heulen. Mir ging es danach wieder besser und ich sagte mir:
Ich war gerade zurück auf mein Zimmer, da standen Dany, Nadine und Philipp auf der Matte. Sie packten ihre Sachen aus und wir begrüßten uns. Total aufgeregt bat ich Dany, sich mit dem Rücken an das Fußende meines Bettes zu stellen. Ich fuhr mit dem Rollstuhl vor Dany, zog die Bremsen fest, stellte mich hin und nahm sie in den Arm. Diesmal flossen wieder Tränen, aber diesmal waren es, Freudentränen. Logisch, Nadine und Philipp machten von diesem Fortschritt auch Gebrauch.
Mit einem Bildband von der Steiermark wollte Dany mir eine Freude machen. Mit Tränen in den Augen habe ich abgelehnt und sie gebeten, dass wieder mit zunehmen. Sie hat es bestimmt nur gut mit mir gemeint, aber das würde mich dermaßen traurig machen. Seit wir uns kennen, fuhren wir in die Steiermark, nach Aich-Assach und Weißenbach, in der Nähe von Schladming. Ich kann ohne zu übertreiben sagen, dass es unsere zweite Heimat geworden ist. Es wären zu viele Erinnerungen, die hoch kommen würden. So Leid es mir auch tat, aber solche Gefühlswallungen konnte ich augenblicklich nicht gebrauchen. Dany hat es auch verstanden und hat dieses Buch wieder mit nach Hause genommen.
Diesen Tag haben wir, obwohl ein moralischer Druck auf unserer Seele lag, recht harmonisch verbracht. Wir haben zusammen in der Cafeteria Kaffee getrunken. Zwischendurch sind Nadine und Philipp in den Aufenthaltsraum der Station gegangen und haben ferngesehen, oder haben ein paar Runden an der frischen Luft gedreht. Dany und ich haben uns in einer Ecke zurückgezogen. Ich stand mit dem Rollstuhl genau vor Dany. Wir haben lange händchenhaltend nur so herumgesessen und haben uns schweigend angesehen. Ab und zu rollten bei uns die Tränen, - wir beide konnten diese Situation nicht verstehen. Vor gut zwei Monaten waren wir noch in den Silberflitterwochen und hatten auf unsere nächsten 25 Jahre geschaut, - und jetzt sitzen wir in einer Reha und alles ist über den Haufen geworfen. Dany sagte auf einmal zu mir, wir haben in unseren Leben schon sehr viele Tiefen erlebt und sind da immer irgendwie wieder herausgekommen, - und hier werden wir auch herauskommen. Das ist unser Vorteil, wir können uns schnell und erfolgreich motivieren. Unsere Stimmung ist bestimmt durch die, für uns sehr ungewöhnliche weihnachtliche Situation gedrückt.
Die Zeit verging sehr schnell und ich wollte wissen, wann sie fahren wollten. Och sagte Dany, wir bleiben noch, bei uns zu Hause ist es trostlos und sie wollten mir noch beim Abendbrot Gesellschaft leisten und anschließend nach Hause fahren. Als sie wieder nach Hause wollten, bin ich noch mit zum Ausgang gefahren. Bremsen am Rollstuhl festgestellt und Dany gebeten, sich vor mich zustellen, während Nadine und Philipp sich hinter Dany stellen sollten, - zur Sicherheit. Dann bin ich aus dem Rollstuhl aufgestanden und habe Dany umarmt. Auch Nadine und Philipp haben die Chance wahrgenommen, mich zu umarmen. Ich habe mich bei den dreien für den wunderschönen Tag bedankt. Er war einfach nur schön.
Auf dem Rückweg zur Station kam ich an dem großen Weihnachtsbaum vorbei, der in der Halle stand. Ich blieb vor ihm stehen und schaute ihn sehr lange an und fragte mich:
Fragen über Fragen, warum musste mir das passieren, wo ich mitten im Leben stand. Wenn mir jemand in der Vergangenheit gesagt hätte, am Heiligabend wirst du in einer Reha, in einem Rollstuhl vor einem großen Weihnachtsbaum sitzen und Rotz und Wasser heulen, - ich hätte ihn erschlagen.

Am ersten Weihnachtstag gab es ein angemessenes, festliches Mittagessen, - mmh, was war das köstlich. Nur noch wenige Minuten, dann wird Dany mit meinen Eltern und unseren Kindern kommen. Die Stimmung war schon wesentlich besser. Meine Mutter habe ich auch gebeten, sich mit dem Rücken an mein Bett zustellen, - ich habe sie auch in den Arm genommen. Auch sie war von meinen Fortschritten überrascht und hatte sich mit Vater riesig gefreut. In der Cafeteria haben wir am Nachmittag unsere familiäre Weihnachtsfeier abgehalten, seltsam, aber harmonisch. Ein weiteres Highlight, meine Eltern haben mir zur Feier des Tages eingelegten Hering in Sahnesoße und Heringssalat mitgebracht. Das gab es jeden Weihnachten bei ihnen und ich sollte in dieser Situation, nicht von diesen Genüssen verschont bleiben. Als sie nach Hause wollten, habe ich sie zum Ausgang begleitet und mich für den schönen Tag bedankt. Es war ein sehr schöner Weihnachtstag, auch wenn die Situation bes.....en war. Auf dem Rückweg bin ich wieder an diesen großen Weihnachtsbaum vorbei gekommen, - ich habe ihn angeschaut und gesagt: Heute nicht, heute bleibe ich trocken, denn...
Ich war richtig motiviert und die Geschwindigkeit meines Rollstuhls nahm zu. Mit Schwung kam ich auf die Station und eine Schwester nahm mich in Empfang. Soll ich sie ins Bett bringen sagte die Schwester. Ja gerne antwortete ich, der Tag war lange genug. Glücklich und zufrieden lag ich im Bett und dachte schon an morgen, da wollte Dany mit ihren Eltern kommen.
Ich war froh, der letzte Weihnachtstag brach an. Nach dem Mittagessen wollte Dany mit Ihren Eltern kommen. Plötzlich klingelte das Telefon. Mein Vater war dran und ließ von Dany ausrichten, sie sei unterwegs wieder umgekehrt, weil die Straßen ziemlich vereist waren. In ersten Moment war ich bitter enttäuscht und fast den Tränen nahe. Doch Danys Entscheidung war richtig. Tja, was nun, eigentlich hatte ich mich riesig auf Dany und meine Schwiegereltern gefreut, aber, was soll es.
Ich habe mir mein Portemonnaie geschnappt und bin in die Cafeteria gefahren. Dann trinke ich eben alleine Kaffee, dachte ich mir. In der Cafeteria war noch nichts los, es war Mucksmäuschen still, ganz leise spielte weihnachtliche Musik. Während ich lustlos in meinen Kuchen herumstocherte, fing es draußen an zu schneien an. Plötzlich sackte meine Stimmung, ich wurde traurig und wütend zugleich. Verdammt noch mal, warum nur? Warum musste mir das passieren. Jetzt sitze ich hier Mutterseelen alleine und dann noch an Weihnachten. Die Stimmung schlug in Depression um und ich schien die Kontrolle über mich zu verlieren. Schnell entschlossen bin ich wieder auf die Station zufahren. Irgendein Pfleger kreuzte meinen Weg und ich bat ihn, mich ins Bett zulegen. Schnell habe ich mir meine Kopfhörer aufgesetzt, und für Weihnachten untypische Musik gehört, - Colloseum, Axel Zwingenberger, Santana, Frank Sinatra, Barbara Dennerlein, etc. beschallten meine Gehörknorpel. Langsam kam ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Nach einer Zeit ging das Telefon, - Dany war dran und hat mir von ihrer Himmelfahrt auf spiegelglatter Straße berichtet. Es war schön ihre Stimme zuhören, und es ging mir auf einmal viel besser. Ich war froh, dass Dany heil wieder zu Hause angekommen ist.
Weihnachten war Gott sei Dank vorbei und der nächste Fortschritt sollte folgen, der Katheder sollte endgültig raus. Pfleger Jürgen kam und sagte: So Herr Arens, jetzt ist es soweit, ich will mal den..... upps, schon passiert. Das habe ich gar nicht mit bekommen, wie er den Katheder sich von mir getrennt hat. Das hieß jetzt für die nächsten Tage, mein Wasserlassen wurde dokumentiert. Wenn ich denn Drang verspürte, Wasser zulassen, habe ich gebimmelt, es kam jemand mit der Urin-Pulle und fing jene Flüssigkeit auf, zwecks Dokumentation.

Die Klinik bot für Angehörige preiswert Zimmer mit Verpflegung an. Unsere Kinder haben beschlossen, dass Dany über Sylvester ein paar Tage zu mir in die Klinik kommen soll. An der Rezeption habe ich für Dany sieben Übernachtungen gebucht. Meine Stimmung stieg von Stunde zu Stunde. Der nächste Schritt nach vorne stand bevor. Pfleger Rainer kam zu mir und bot mir an, ich könne doch meine Mahlzeiten im Speisesaal einnehmen. Ich war skeptisch, ich alleine, im Speisesaal, aufn Tisch? Rainer lachte und sagte, es bringt sie jemand in den Speisesaal und wenn sie fertig sind, holt man sie auch wieder ab. Quasi, ein Shuttleservice. Und sagte er, sie haben dort ein Buffet und eine wesentlich größere Auswahl, als auf dem Zimmer. OK sagte ich schmunzelt, dann werde ich ab heute Abend im Speisesaal dinieren.
Ich war echt von den Socken, ein erstklassiger Service. Eine Dame kam, nahm die Bestellung auf, verschwand in die Küche und kurz darauf landete ein Teller mit belegten Broten auf meinen Tisch. Wenn sie gegessen haben und wieder auf die Station wollen, dann werde ich dort anrufen und man wird sie wieder abholen. Sollten sie noch einen Wunsch haben, dann winken sie kurz. Ich war baff, echt toll, - dass war ein guter Vorschlag. Wieder habe ich ein Stück Lebensqualität hinzugewonnen.
Während die Therapien in vollen Zügen voran gingen, nahm ich auch an einem Gruppengespräch teil, welches von einem Psychologen geleitet wurde. In dieser Runde waren nur ältere Damen. Ich war nicht nur die einzige männliche und jüngste Gestalt, ich war auch der einstige, mit Rollstuhl. Der Psychologe erklärte den Sinn dieser Gruppentherapie und jeder sollte sich mit seinen Problemen und seinen Ziele, die er hat, vorzustellen.
Die Damen begannen mit ihren Geschichten. Es war interessant zuhören wie unterschiedlich die Schlaganfälle waren und eine der Damen hatte sogar sieben Schlaganfälle erlitten. Als letztes war ich dran. Meine Story war schnell erzählt, schließlich waren es gerade mal sechs Wochen her, als mich der Schlag getroffen hatte. Probleme hatte ich keine, es lief alles nach Plan. Zu meinen Zielen sagte ich nur, im Sommer 2001/2002 werde ich mit meinem Schwiegervater eine Bergtour zur Gollinghütte in den Schladminger Tauern machen, diese Tour haben wir schon einmal gemacht und sie lässt sich gut gehen. Mit diesem Ziel erübrigen sich alle anderen Ziele. Es wurde still in unsere Runde.
Der Psychologe flippte schier aus, wie können sie sagen, sie würden 2001/2002 eine Bergwanderung machen, schließlich säße ich ja noch im Rollstuhl und würde nicht wissen, ob alles so laufen würde, wie ich es mir vorstelle. Es wäre doch besser Ziele zu haben, wie man sich später selbst helfen kann, um z.B. Zucker aus dem Schrank zu holen oder dergleichen. Ich antworte ihm und sagte, aber, wenn ich eine Bergtour machen kann, dann kann ich auch Zucker aus dem Schrank holen. Meine Antwort gefiel ihm nicht so richtig, - aber mir. Er wandte sich den Damen zu und sprach mit ihnen über ihre Ziele, - Zucker und Salz, Gott Erhalts. Im Stillen dachte ich mir, man da haste dich aber weit aus dem Fenster gelehnt. Soll ich etwa meine Motivation unterdrücken und jammern?
Hallo - dass macht doch keinen Sinn?
Die Chemie:
An dieser Stelle möchte ich mal erwähnen, dass wir, Dany und ich zwischen den Schwestern und Pflegern der Station C1, den Therapeuten und den vielen anderen Mitarbeitern dieser Klinik, ein supertolles und vertrautes Verhältnis hatten.
Die Chemie war perfekt!
Endlich wurde Dany von Nadine und Philipp gebracht, - man was war ich glücklich. Jetzt kam ich in den Genuss, mit Dany zu frühstücken, zu Mittagessen und gemeinsam das Abendbrot zu genießen. Sie hat mich zu den Therapien begleitet und sich einige Tipps von den Therapeuten geholt. Die Zeit, in der Dany bei mir war hat uns beiden sehr gut getan.
Dany hatte mich zu Frau Mückler, eine Diplompsychologin gefahren, da ich dort noch ein paar Tests machen sollte, - und zwar, am Computer. Als ich vor diesen Arbeitsplatz saß, erklärte mir Frau Mückler, was mich erwartet. Auf dem Bildschirm werden verschiedene Symbole, grafische Abbildungen gezeigt und akustische Töne waren ebenfalls zuhören. Ich sollte die linke Taste der Maus drücken, wenn ich bestimmte Abbildungen sah oder bestimmte Töne hörte. Ich nahm die Maus in meine Hand und sagte: Endlich wieder eine Maus in der Hand. Frau Mückler bekam große Augen und antwortete: Herr Arens, ihre Frau ist da und sie freuen sich über eine Computermaus in der Hand. Sie wusste aber, wie ich das gemeint habe.
Es war erstaunlich, wie gut ich bei diesen Tests abgeschnitten habe... es geht aufwärts!

Nur noch wenige Stunden und wir haben das nächste Jahrtausend. Eigentlich wollten wir diesen Jahreswechsel anders verleben. Aber, da wurde nichts draus, stattdessen verbrachten wir den Sylvester Abend in einer Reha, Dany im kleinen Schwarzen und ich im Jogging-Smoking, - tolle Wurst.
Dany wollte sich fürs Sylvester Buffet umziehen. Nach kurzer Zeit kam sie zurück. Ich saß noch auf der Toilette. Dany rief durch den Türspalt: Kann ich dir helfen? Nö, sagte ich, ich komme schon klar. Nachdem ich fertig war, drückte ich auf die Wasserspülung. Als ich mich umdrehte, um nachzuschauen, ob ich noch eventuelle Reinigungsmaßnahmen durchführen musste, um das stille Örtchen auch wirklich sauber zu verlassen, ging die Schiebetüre des Badezimmers auf und Dany stand im Rahmen. Ob ich mich erschrocken hatte weiß ich nicht, jedenfalls ging ich langsam in die Knie.
Geistesgegenwärtig wollte mich Dany auffangen. Der Rock war für solche Rettungseinsätze zu eng. Blitzschnell zog Dany den kurzen, engen Rock hoch und wir beide hingen in einer verfänglichen Lage vor dieser Keramikeinrichtung. Was nun? Wir kamen nicht an die Klingel und fingen an zu lachen, - und je mehr wir lachten, desto näher sackten wir zu Boden. Aber, durch unsere Lacherei machten wir das Personal auf uns aufmerksam und wenige Sekunden später standen Schwester Ina und Schwester Nicole neben uns und stellten mich auf die Beine. Die beide haben sich über unsere akrobatische Darbietung total schlapp gelacht.
Uns empfing ein bombastisches Sylvester Buffet, es war der Hammer. Wir haben uns für die Schlemmerei richtig Zeit gelassen. Es war einfach nur schön. Bevor wir auf Danys Zimmer sind, haben wir Ina und Nicole einen guten Rutsch ins neue Jahrtausend gewünscht. Ich habe mich auf der Station abgemeldet, damit Schwester Ilona Bescheid wusste, wo ich war.
Mit einigen Knabbereien und alkoholfreien Getränken haben wir uns es vor dem Fernseher gemütlich gemacht. Während die Sekunden Richtung 12 Uhr tickten, sackte meine Moral wieder in den Keller. Ich dachte, komm, reiß dich zusammen, Dany ist extra gekommen, um mit mir diesem Jahreswechsel zu erleben. Mein Tränenkanister war randvoll, der kurz vor dem Überlaufen war. Als draußen das Feuerwerk begann, liefen bei mir die Tränen. Dany nahm mich in den Arm und hielt mich eine Zeit lang ganz feste. Dann sagte sie zu mir: Lieber Schatz, ich wünsche dir ein supertolles neues Jahr und das all deine Wünsche in Erfüllung - ich liebe dich. Nachdem ich mich langsam wieder beruhigt hatte, habe ich ihr auch ein supertolles neues Jahr gewünscht und gesagt, dass ich sie liebe. Weißt du noch was, sagte Dany zu mir: Nächsten Monat kommst du bestimmt nach Hause und dann bist du viel, viel weiter, wie jetzt, du hast doch enorme Fortschritte gemacht, und du wirst auch weiter Fortschritte machen, du bist aufm richtigen Weg. Dany hatte ein Gespür, mich immer wieder aufzupäppeln. Die Last der Vorweihnachtzeit, von Weihnachten und des Jahreswechsels waren wie ein dicker Stein von meiner Seele gefallen.

Alle Dinge haben mindestens zwei Seiten und eine davon ist immer eine sonnige.