Das Jahr 2005 - Es geht wieder auf Hausbesuche!

Das neue Jahr hatte begonnen und ich habe Dany vom meinem Telefonat mit Jutta erzählt und ihr den Vorschlag gemacht, auf Hausbesuche umzustellen. Wir könnten dann statt der zwei Doppeleinheiten, auf vier einzelne Einheiten in der Woche umsteigen (dabei liegt eine Therapiestunde gerade einmal bei 20 Minuten, damit kann man eigentlich keinen Hering vom Teller ziehen). Dany war von diesem Vorschlag begeistert, was ich mir schon gedacht habe. Sofort hatte sie sich wegen der Hausbesuche mit Dr. Grundhever in Verbindung gesetzt und ihm die Situation geschildert. Er stimmte den Hausbesuchen zu und ich musste mir nur einen Therapeuten suchen, der Hausbesuche macht. Gleichzeitig bat Dany Herrn Dr. Grundhever bei mir eine Blutuntersuchung zu machen, um die Leberwerte zu kontrollieren. Das Ergebnis der Blutkontrolle war wie ich befürchtet hatte, die Leberwerte waren tatsächlich in kürzester Zeit in die Höhe geschossen und ich bin froh, dass ich die Dantamacrin für mittags von vornherein verweigert habe. Dr. Grundhever schlug vor, in 4 Wochen noch mal eine Blutkontrolle zu machen, um zu sehen, ob sich weiter etwas verändert hatte.

Unterdessen habe ich nach einem Physiotherapeuten gesucht, der Hausbesuche macht. Wir sind auf Herrn Sbai gestoßen, der seine Praxis am Ort hat. Er solle, was ich so gehört hatte, gut sein. Ich habe ihn kontaktiert und gefragt, ob er drei- bis viermal in der Woche zu Hausbesuchen kommen könnte und ob wir vorher ein Gespräch führen könnten. Kein Problem sagte er, er würde in den nächsten Tagen vorbeischauen, um näheres zu besprechen.

Herr Sbai erschien wie verabredet zum Vorgespräch. Leider ließen sich die drei- viermal pro Woche nicht sofort einrichten, so Herr Sbai. Das müsste sich erst mal alles einpendeln. Herr Sbai zog mir meinen rechten Schuh aus, bewegte den Fuß und sagte, ah, der Spasmus. Er zog meinen Schuh wieder an, sagte kurz, die Termine gebe ich ihnen durch und verschwand wieder. Hm, das war aber ein konkretes, rasantes und turboschnelles Vorgespräch. Kurz darauf bekam ich meine Termine und meine Therapie konnte, wenn meine Zeit bei Jutta zu Ende ist, nahtlos weitergehen. Hoffentlich war dieser Schritt richtig, schließlich bin ich schon einmal von Jutta weggegangen, und... der Erfolg blieb auf der Strecke.

Mittlerweile hatte ich Frauke von der Umstellung von Praxisbesuche auf Hausbesuche unterrichtet. Sie war regelrecht erschrocken und gar nicht erfreut über dieser Nachricht. Sie gab mir sofort zu verstehen, dass sie keine Hausbesuche bei mir machen könnte und das wäre eigentlich sehr schade. Zu Frauke hatten Dany und ich auch ein sehr gutes Verhältnis. Frauke kannte mich genau wie Jutta und ging voll auf mich ein. Hm, wieder ein Problem, wieder ein(e) neue(r) Therapeut(in). Also werde ich die Termine bei Frauke auslaufen lassen und auch auf Hausbesuche gehen.

Eine Auswirkung der "Dantamacrin"

Wir sind wieder ins Bewegungsbad gefahren. Ich freute mich darauf, mich frei im Wasserbecken austoben zu können. Als Peter Weinzettel seine Therapiezeit um hatte, sind wir noch im Becken geblieben. Dany hatte mir die „Nudeln“ unter meiner Schulter und unter meinem Arsch positioniert und mich in die Mitte des Beckens geschoben. Sobald wir alleine waren, habe ich mit den Beinen gestrampelt, was das Zeug hergab. Ich habe mit meinem funktionierenden Arm wie wild im Wasser gerudert. Es hat richtig gut getan. Zum Schluss bin ich noch ein paar Runden am Beckenrand gegangen. Wenn meine Berechnung einer Fliese stimmt, müsste eine Runde im Becken ca. 36 Meter betragen. Das würde heißen, dass ich jedes Mal, wenn ich im Bewegungsbad war, zwischen 216 Meter und 360 Meter gegangen bin. Meine Runden im Becken beliefen sich zwischen 6 bis 10 Runden und manchmal waren es auch mehr. Aber in der Regel war es immer um die 10 Runden, - da möchte der Hauptfeldwebel aber staunen.

Der Ablauf nach dem Bewegungsbad war wie immer, aus dem Becken, in den Umkleideraum, ins Auto und ab, nach Hause. Auch hier der übliche Ablauf. Als ich die ersten Treppenstufen ging, merkte ich, wie platt ich war. Habe ich zu heftig im Becken getobt? Kaum habe ich den Gedanken zu Ende gedacht, da stieß ich mit der rechten Schuhspitze an die Stufe. Schnell geriet ich ins straucheln und fiel mit meiner rechten Seite auf die Stufen. Schnell rief ich Dany - Dany - Dany, ich bin gefallen. Ich klammerte mich panisch am Handlauf fest und hatte Angst, abzurutschen. Ich lag gerade mal ein Stück über der Kurve, wo die Treppe an der inneren Seite sehr, sehr schmal ist. Wenn ich jetzt rutsche, Prost Mahlzeit. Unterdessen kam Dany hektisch die Treppe runter gestützt. Bevor sie fragen konnte, ist dir was passiert, sagte sie: „Ach du Scheiße.“ Sofort konterte ich, es ist alles OK. Ich wusste, dass Dany schnell hektisch wird und die Sache eskalieren kann und gab ihr zu verstehen, dass wir es langsam und vorsichtig angehen sollten.

Jetzt wurde die Gefährlichkeit dieser Treppe in diesem Bereich sichtbar. Wie komme ich jetzt in den Stand? Dany und ich waren ganz alleine im Haus und Dany war auch nicht in der Lage, Hilfe zu rufen. Wenn sie zum Telefon gegangen wäre, hätte ich mich nicht länger halten können und ich wäre abgerutscht. Dany stützte mich, damit ich nicht weiter abrutschen konnte. Ich gab Dany Instruktionen, wie sie meine Beine stellen sollte. Verständlich, dass Dany unbeherrscht wurde und an zu meckern fing. Ich sagte ihr, deine Hektik und dein Genörgel helfen uns nicht weiter. Wenn so etwas passiert und Panik und Hektik kommen auf, dann läuft Ruckzuck die Spastik auf Hochtouren und erschwert die Situation. Mit viel Ruhe und Geduld ist es gelungen, meine Beine auf einer Stufe zu positionieren. Dany sicherte die Kurve ab und ich versuchte, einen günstigen Halt am Handlauf zu finden. Es war soweit, wir konnten den Versuch starten. Dany zählte bis drei und Zack, ich stand und wir beide lachten uns an. Das war eine Filmreife Bergrettung im Treppenhaus. Nachdem ich einen kleinen Augenblick verschnauft hatte, bin ich weiter die Treppe gegangen. Dany ging hinter mir und hat mein rechtes Bein unterstützt, - fast wie eine Seilschaft in den Bergen.

Endlich saß ich in meinem Bürostuhl. Nun hatte ich meinen ersten Dämpfer für 2005 weg. Man, was war ich verärgert. Die Treppe hatte bislang einwandfrei funktioniert. Ich bin im vergangenen Jahr ein paar Mal die Treppe gegangen, ohne stehen zu bleiben, - bis an meinem Schreibtisch, - einwandfrei. Warum habe ich mich aufs Maul gelegt? GrübelGrübelGrübel. Dann kam der Geistesblitz, die Dantamacrin. Ich glaube, die war zu der Lioresal einfach zu viel, was die Muskelentspannung anging, zumal ich mich auch vorher im Bewegungsbad ausgetobt hatte. Dany hatte vorsichtshalber Dr. Grundhever konsultiert, damit er mal eben meinen Treppencrash begutachten sollte, auch wenn ich nichts spürte. Es war GOTT SEI DANK nichts passiert.

Die Stunde der Wahrheit war gekommen

Heute ist meine letzte Therapiestunde bei Jutta. Auf den Weg dahin hatte ich genau dasselbe Gefühl, wie am 11. Juli 2002. Ich möchte nicht übertreiben, aber es kam mir diesmal vor, als würde man mich zu Grabe tragen. Aber es war meine Entscheidung und habe hierbei auch an Dany gedacht, was mir immer gesagt wurde.

Auch wenn ich es verdränge, mein Scheißgefühl kam immer hoch.
Ich bin auf meine Weiterentwicklung gespannt.

Wieder zurück auf Hausbesuche

Das Kapitel Jutta war endgültig vorbei. Eigentlich schade, es war eine supertolle Zeit. Wir haben fantastische Erfolge gehabt. Die Chemie zwischen ihr und uns war einmalig. Es nützt nichts, da hinterher zu jammern. Vielleicht habe ich Glück, dass sich weiter was tun wird, aber es wird sehr, sehr schwer für den Therapeuten sein, in Juttas Fußstapfen zu treten. Auf diesem Gebiet waren Juttas Fußstapfen enorm groß und ich kann mir nicht vorstellen, dass da einer rein kommt.

Beim nächsten Besuch von Danys Eltern, hat Dany ihrem Vater die Haare geschnitten. Nachdem Danys Eltern wieder fort waren, erzählte mir Dany von der Unterhaltung mit ihrem Vater, während sie ihm die Haartracht gekürzt hatte. Er sagte zu Dany: Wenn ich das alles unserer Mutter sage, was Peter mir gesagt hatte, als er an meinem PC gearbeitet hatte, dann kommt sie nicht mehr zu euch. Tja sagte Dany darauf, da haben wir schon drüber gesprochen und das stimmt, was er gesagt hat. Als kurze Antwort sagte er zu Dany: Wir sollen Muttchen, so nennt er sie, doch so nehmen, wie sie ist.

Hurra sagte ich darauf, dass ist doch ein Wort und so soll es sein. Aber wenn wir Muttchen so nehmen sollen wie sie ist, dann muss Muttchen uns auch so nehmen, wie wir sind. Wenn, dann gleiches Recht für alle.

Heute hat Philipp Geburtstag und ich habe meine erste Therapiestunde bei Herrn Sbai. Philipps Geburtstag ist für mich zu einem historischen Datum geworden. Am 26.01.2001 hatte ich den absoluten Höhepunkt nach meinem zweiten Schlaganfall. Auch wenn ich immer aufgefordert werde, nicht daran zurückzudenken, sondern nur nach vorne denken, der Erfolg an diesem Tag bleibt unvergessen und hat sich fest bei mir eingebrannt. Herr Sbai war unterdessen da und die Therapie konnte beginnen. Dehnen war angesagt. Jede(r) Therapeut(in) hat einen eigenen Stil und für mich begann die Ein- und Umgewöhnungsphase.

Die vier Wochen waren vorbei, eine weitere Blutuntersuchung stand an. Die Leberwerte waren etwas zurückgegangen, aber immer noch zu hoch. Dany hat Frau Dr. Pagel angerufen und ihr von den erhöhten Leberwerten berichtet. Kurz und schmerzlos, die Dantamacrin sollte ausschleichend abgesetzt werden. Die Mission, was wir beachten sollten, wenn die Lioresal reduziert würde, war hiermit beendet. Wir waren genauso schlau, wie vorher.

Was war mit der Reduzierung der Lioresal?

Die Sache mit der Lioresal ließ mir keine Ruhe, da wird sicherlich was dran sein. Ich würde mich nicht so da rein hängen, wenn es keine Veränderung gegeben hätte, - ich bin doch nicht bescheuert. Der eine sagt so, der andere so. Aber eine Meinung dazu wäre nicht schlecht. Ich habe im Internet nach einem Neurologen in unserer Nähe gesucht und bin auf Dr. Stiefken gestoßen. Sofort habe ich dort angerufen und habe gefragt, ob das der Neurologe ist, den ich vermuten würde. In der Tat, Dr. Stiefken ist der Arzt, der mich im November 1999 auf der neurologischen Intensivstation der Remscheider Krankenanstalten betreut hatte. Ich hatte mich bei der Sprechstundenhilfe erkundigt, wie die Praxis erreichen würde. Am Eingang gäbe es ein paar Stufen und im Haus würde man über eine Treppe in den ersten Stock in die Praxis gelangen. OK sagte ich, meine Frau kann mal eine Testfahrt zu ihrer Praxis machen und sich vor Ort umsehen.

Das Ergebnis dieser Testfahrt war, ins Haus und wieder raus war OK. In die Praxis ging auch, aber runter ging nur im Rückwärtsgang, - diese Beschaffenheit war für Behinderte sehr unfreundlich. Da musste Philipp mit, um mir zu helfen. Für Dany alleine war das unmöglich! Dazu musste auch der Rollstuhl in die Praxis befördert werden. Philipp hatte zugestimmt und der Termin war gemacht und ich konnte ihn schnell wahrnehmen.

Es hat sich alles leichter angehört, wie es in Wirklichkeit aussah. Die Praxis lag in einem Altbau, dementsprechend sah es auch aus. Den Eingang habe ich gut bewältigt. Nun forderte mich die Wendeltreppe zur Praxis heraus. Diese Wendeltreppe schien nachträglich eingebaut zu sein. Auch diese habe ich ganz gut bewältigt. Aber der Eingang zur Praxis war recht schmal. Während ich vor der Praxistüre stand, holte Philipp meinen Rollstuhl. Soweit wären wir. Wir haben auch nicht lange warten müssen, da konnte ich zu Dr. Stiefken ins Sprechzimmer.

Nach einem kleinen Smalltalk habe ich meine Anliegen, was Frauke damals gesagt hatte, vorgetragen. Dr. Stiefken kam an meinem Rollstuhl, zog meinen rechten Schuh aus und fummelte an meinem Fuß herum. Er hat den Schuh wieder angezogen und gemeint, Spastik ist sehr wichtig, welche jeder haben müsste. Er setzte sich wieder hinter seinen Schreitisch und wollte wissen, wie es mit der Ergo aussieht. Sicher antwortete ich, Ergo bekomme ich. Wir sind ab Februar wieder auf Hausbesuche umgestiegen, weil es einfach zu stressig war. Schließlich muss mich meine Frau die Treppe herunterführen. Ergo habe ich zurzeit nicht. Soll ich ihnen Ergo aufschreiben? Oh sagte ich, dass muss ich erst mit meiner Ergotherapeutin absprechen, wegen der Termine.

Hiermit war mein Besuch bei Dr. Stiefken beendet. Doch der letzte große Akt stand bevor, die Treppe im Rückwärtsgang. Das war wieder wie bei einer Bergrettung, wo man mich aus einer Wand befreien musste. Es ist nicht nur die Schwierigkeit, der ich ausgesetzt bin, da schnellt die Angst dermaßen in die Höhe und die Spastik spendet tosenden Applaus. Man, was wird man manchmal zum Affen gemacht, unvorstellbar.

Es wird Zeit, wieder zur Ergo zu gehen.

Wir hatten mit Frauke wegen der Ergo für Hausbesuche telefoniert. Frauke sicherte uns zu, dass in Kürze eine Ergo zu uns käme, sie würde Annemar oder Jasmin zur Verfügung stellen. Oh dachte ich, Annemar hatte ich schon ein paar Mal im Therapiezentrum gesehen und sie machte einen sehr sympathischen Eindruck auf mich. Mal schauen, was der Mai so bringt.

Der Mai war zwischenzeitig da und Frauke hatte mir Frau Sehl als Ergotherapeutin zur Verfügung gestellt, die bei mir die Hausbesuche machen soll. Schade, ich dachte, Annemar würde die Ergo übernehmen. Doch die Chemie zwischen Frau Sehl und mir war sehr schnell hergestellt. Ich hatte Frau Sehl die Geschichte mit der Lioresal erzählt, die Frauke ins Leben gerufen hatte. Oh ja meinte sie, die Idee ist nicht schlecht, dass sollte man versuchen. Ich wurde jetzt fast täglich daran erinnert, die Lioresal zu reduzieren. Auch Herr Sbai reihte sich in das Orchester der Reduzierung ein. Ich habe beiden von meiner Unterhaltung mit Dr. Loevenich erzählt, was die Reduzierung der Lioresal angeht. Die Reduzierung sollte ausschleichend vonstattengehen und sollte mit ausreichender Gymnastik unterstützt werden. Die Antwort, das wäre doch kein Problem, war mir nicht aussagefähig genug. Letztendlich habe ich mich breitschlagen lassen, die Lioresal zu reduzieren. Ich war gespannt, wie sich diese Sache entwickelt, schlechte Erfahrungen hatte ich in der letzten Zeit genug gesammelt.

Eine erneute Vorstellung von Müller Betten!
Das Bedienteil am Motomed war defekt und wir mussten wieder Müller Betten konsultieren. Als hätten wir es im Urin gehabt. Es kam ein Mitarbeiter des Hauses und beschnüffelte das Bedienelement und stellte fest, dieses Teil muss ausgetauscht werden. OK dachte ich, dann wird in Kürze der Austausch vonstattengehen. Es verging einige Zeit, da tauchte ein anderer Mitarbeiter auf und... tatsächlich, er tauschte das Bedienelement aus. Ich konnte meine Touren am Motomed wieder fortsetzen. Lange währte meine Freude nicht, das Ding war wieder im Arsch. Wieder Müller Betten konsultiert. Wenig später tanzte wieder ein Mitarbeiter an, der mit etlichen Fragezeichen bespickt das Motomed betrachtete. Nach etwas Bedenkzeit entschloss er sich, das Bedienelement abzubauen und mit zu nehmen. Nach einer relativ schnellen Reparaturzeit wurde das Bedienelement wieder gebracht. Man sehe und staune, es funktionierte... nicht. In seiner Verzweiflung nahm der Mitarbeiter das komplette Motomed mit. Na ja, dann schauen wir mal, wie sich das entwickelt!!!

Die nächste Überraschung, mit der ich mich auseinander setzen musste, war, dass Philipp ein saumiserables Zeugnis mit brachte, nicht versetzt wurde und eine Ehrenrunde auf der höheren Technikerschule drehen musste. Nicht nur mir, auch Dany und Philipp stand die Wut und Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Es ist immer dasselbe, ich werde auch mit solchen Problemen konfrontiert und muss sie auf meine Art verarbeiten. Ich kann mich nicht mal eben schnell abreagieren, das geht nicht. Groß helfen kann ich auch nicht. Verdammt, wie hasse ich das. Diese Einflüsse hefte ich in der Kategorie „das alltägliche Gift“ ab.

Philipp hatte keinen Bock mehr auf die Hö-Tec. Er war total unzufrieden mit dem Lehrpersonal. So ganz frisch waren die meiner Meinung wirklich nicht, die haben die Schüler ganz schön hängen lassen. Philipp war soweit und wollte da nicht mehr hin. Also, blieb ihm nichts anderes übrig, als Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz zu schreiben. Hauptsächlich was handwerkliches, wegen der Feuerwehr, die Philipp besonders am Herzen lag.

Einen lichten Moment, außer unsere Geburtstage, hatte der Juli doch, ich bekam das Motomed wieder zurück und man staune, es funktioniert. DONNERKLOTZ!!!

Was ist das denn? Ich staune nicht schlecht!

Der August hatte gerade angefangen, es war der 4. August. Frau Sehl kam wieder zur Ergo. Ich lag für die Therapie schon in Rückenlage. Frau Sehl fing mit ihrer Therapie an. Wir hatten uns geeinigt, im Wechsel die Therapie auf den Hocker und im Liegen zu gestalten. Frau Sehl dehnte meinen rechten Arm, als auch die Schulter. Mit ein paar kräftigenden Übungen rundeten wir die Therapie in Rückenlage ab. Zum Schluss habe ich diese Therapieeinheit auf der Verordnung abgezeichnet. Als Frau Sehl fort war, habe ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer gemacht. Nach den ersten Schritten traute ich meinen Augen nicht. Es ging alles total leicht, ein Wahnsinn. Ich war gerade an meinem Schreibtisch angekommen, habe ich mich auf den Absatz rumgedreht und bin noch mal eine Runde gegangen. Ich war total erstaunt, was war da passiert? Zurück am Schreibtisch sagte ich zur Dany: Rufe bitte die Frau Sehl an und berichte von meinem tollen Gang Bild.

Aber meine Freude sollte nicht lange anhalten.

Die Zeit drängte, Herr Sbai wird gleich kommen. Doch schnell noch zur Toilette. Der Zeitplan funktionierte und ich machte mich auf den Weg ins Schlafzimmer. Auf halben Weg klingelt es und Herr Sbai kam. Dany erzählte ihm sofort von meinem supertollen Gang Bild. Er hakte sofort nach und sagte: Herr Arens Kehrtwendung, wir gehen die Treppe. Das war wie, als hätte man mir einen Eimer Wasser über den Kopf gegossen. Ich fühlte mich überrumpelt und wollte nicht. Doch Herr Sbai ließ nicht locker und dirigierte mich in einem befehlerischen Ton Richtung Treppenhaus. Der Erfolg meines supertollen Gang Bild schmolz dahin. Widerwärtig ging ich zum Treppenhaus, während Herr Sbai einen dämlichen Kommentar nach dem anderen aus seinen Lippen fließen ließ. Booaah, was hatte ich den Kaffee auf und unsere Freundschaft bekam auf einmal das gewisse ETWAS.

Als ich an der Treppe stand, sagte Herr Sbai: Nun, nun gehen sie mal. Da kam die Spastik auf Hochtouren. Ich hatte die Schnauze voll. Man, was ist das ein Eier Kopp. Herr Sbai versuchte mit Gewalt sein Ding durchzuziehen. Herr Arens, sie müssen so, sie müssen das anders machen, sie müssen, sie müssen, sie müssen. Ich kam mir bescheuert vor und mein Körper sträubte sich den Anweisungen von Herrn Sbai.

Die Schulferien gingen dem Ende entgegen und Philipp hatte immer noch keinen Ausbildungsplatz. Das belastet mich. Was soll er machen? Alles blieb an Dany hängen, während ich nur darum saß. Die Stimmung war gereizt und Philipp musste wieder zur Schule. Kurz darauf kam die entscheidende Lösung, Philipp hatte einen Ausbildungsplatz zum Flachglasmechaniker bekommen. Ich hatte noch nie davon gehört, aber es war mir egal, Hauptsache, er hat einen Ausbildungsplatz. Wer weiß, wofür es gut ist!

In der Physiotherapie bin ich freiwillig von vier, auf drei Einheiten pro Woche zurückgegangen. Irgendwie habe ich auf die Therapie von Herrn Sbai nicht richtig angeschlagen. Nach jeder Therapiestunde war mein Gang Bild ziemlich zäh und von meinen Zielen entfernte ich mich immer mehr.

Die Kohlsuppe soll mir ein paar Pfund entfernen.

Ohne große Vorkommnisse plätscherte alles so vor sich hin und begeistert war ich von meinem Zustand gar nicht. Ich wusste, ich hatte ein paar Pfund zu viel auf den Rippen. Nicht nur meinem Umfeld, sondern auch mich störte das. Vor ein paar Jahren hatte ich mit einer Kohlsuppendiät 8 Kg abgenommen. Aber wenn es um die Kohlsuppendiät geht, streiten sich die Gelehrten. Mir macht es nichts aus, morgens, mittags und abends Kohlsuppe zu essen, auch wenn es eine Überwindung kostet. Dany hatte sich hinreißen lassen, mir die Kohlsuppe zu zubereiten.

Frau Sehl hatte mir wieder eine Vertretung für die Ergo zur Seite gestellt. Frau Döring übernahm die Ergo. Ich bin in meinem Leben vielen Menschen begegnet. Bei einigen von ihnen hatte ich den Eindruck, ich würde sie schon Jahre lang kennen, obwohl ich ihnen erst gerade begegnet bin. Frau Döring war eine von diesen Menschen, die ich schon Jahre kennen würde.

Mit der Kohlsuppe funktionierte es ganz gut, bis Herr Sbai davon Wind bekam. Wie ein Papagei quasselte er während der Therapie: Oh, Herr Arens, anstrengen, sonst gibt es keine Kohlsuppe. Das ging jetzt pausenlos während der Therapien. Langsam ging mir das auf den Sack, er sollte sich besser auf das konzentrieren, was er da macht. Scheinbar hatte Herr Sbai was gefunden, wo er mich mit provozieren konnte. Aber darin kannte er mich noch nicht. Ohne das er es überhaupt registrierte, habe ich ihm saftig kontra gegeben, und er ist da voll darauf rein gefallen. Langsam hatte ich in diesem Punkt fußgefasst und konnte mich wehren. Ich habe nach einiger Zeit meine Kohlsuppendiät abgebrochen, mir ging das Gesülze zu sehr auf den Zeiger.

Eine Unzufriedenheit machte sich breit.

In mir machte sich eine Unzufriedenheit breit. Die Therapie schnarchte vor sich hin und es tat sich nicht viel, wenn ich ehrlich bin, - gar nichts. Es war wie eine Schallplatte, die immer von vorne an zu spielen fing. Es ist ein großer Unterschied, zwischen der Therapie und Erfolg während der Ära Jutta/Dany, und der von jetzt. Es graust mich jedes Mal, wenn ich an den, oder die Erfolge denke, die Jutta mit Dany bei mir erzielt hatten. Ja, ich bin mir felsenfest davon überzeugt, wenn wir noch einige Zeit so weiter gearbeitet hätten, ich würde heute gehen können, vielleicht sogar ohne Gehilfen.

Ein großes Problem war die Dehnung. Diese war nicht das Gelbe vom Ei und es war wieder ein großer Unterschied zu Anfangszeit. Ich versuchte mich im Internet, was die Muskeldehnung anging, zu informieren. Während der Suche stieß ich auf eine Webseite von Dr. Kass in Düsseldorf. Aber diese nahm ich nicht wahr. Nachdem sie ein paar Mal wieder auf meinem Bildschirm erschien, habe mir diese Seite genauer betrachtet. Und siehe da, ich kam meinem Problem etwas näher. Ich machte zum ersten Mal mit der Chiropraktik Bekanntschaft und ich war mir klar, dieser Arzt könnte mir vielleicht weiterhelfen. Ich beschloss, im neuen Jahr zu Dr. Kass Kontakt aufzunehmen. Doch zu nächst musste die grausige Weihnachtszeit überwunden werden.

Im kommenden Jahr ist viel los!!!

Wer lachen kann, dort wo er hätte heulen können,
bekommt wieder Lust zu leben.